Tag der Besinnung zur Demokratie und Friedfertigkeit
In seiner Sitzung im November 1993 beschloss der Zittauer Stadtrat, künftig den 9. November für die Stadt Zittau zum „Tag der Besinnung zur Demokratie und zur Friedfertigkeit“ zu erklären.
Im Wortlaut des Stadtratsbeschlusses heißt es:
„Angesichts des Vergessens, der Angriffe auf die Demokratie und ein friedfertiges Zusammenleben der polnischen, böhmischen und deutschen Bürger im Dreiländereck rufen wir die Zittauerinnen und Zittauer anlässlich des 9. November 1993 auf, sich der Anfänge der braunen Bewegung mit ihrem Marsch gegen die junge deutsche Demokratie am 9. November 1923 zu erinnern, die über die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 den Leidensweg des europäischen Judentums und ganz Europas vorbereitete. Besinnen wir uns, dass auch in unserer Stadt mit der Duldung der Zerstörung der Synagoge, des Teilhabens an der Beraubung, Vertreibung und Vernichtung unserer jüdischen Mitbürger Schuld auf sich geladen wurde. Mit der Ausrufung der ersten deutschen Republik am 9. November 1918 hatte das deutsche Volk die große Chance für eine demokratische Entwicklung. Mit dem Fall von Mauer und Stacheldraht an der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 erhielten auch wir, nach einer 40jährigen linken Diktatur, die große Möglichkeit hin zu einem demokratischen Weg. Unsere Erfahrung mit Diktaturen sind leidvoll. Es gibt keine Alternative zur Demokratie! Der 9. November mahnt uns, diese Demokratie durch eigenes Mittun mit Leben zu erfüllen. Der 9. November ist ein besonderes deutsches Datum. Unsere Erfahrung mit diesem Tag veranlassen uns zu einem besonders verantwortlichen und friedfertigen Umgang mit unseren ausländischen Mitbürgern, mit Polen und mit Böhmen. Im Dreiländereck geht es nicht ohne Polen, ohne Böhmen, ohne Deutsche. Die Grenzen sind endgültig, die Ausgrenzung eines Einzigen ein Irrweg. Der 9. November ist für uns Veranlassung, uns der Toleranz und Friedfertigkeit im Umgang miteinander immer wieder neu zu vergewissern.“
Alle Zittauer und Gäste sind seit dem jährlich am 9. November zu einer ökumenischen Andacht in der Marienkirche und einem Gedenken an der Gedenktafel Lessingstraße 12 (ganz nahe dem Ort, an dem die Synagoge stand) eingeladen. Zusätzliche Rahmenveranstaltungen u.a. die Initiative Erinnerung und Versöhnung werden an diesem Tag ebenfalls angeboten.
Programm:
18:00 Uhr Ökumenische Andacht in der Marienkirche
Ort: Marienkirche
Veranstalter: Kirchgemeinden (ev.-luth./ev.-meth./röm.-kath.)
18:30 Uhr Gedenken an der Gedenktafel mit Kranzniederlegung
Ort: Lessingstraße 12
Veranstalter: Stadtrat/Stadtverwaltung
Ansprache
Musikalisch umrahmt vom Zittauer Posaunenchor
Anschließend Führung zu den Zittauer Stolpersteinen
Veranstalter: Hillersche Villa
20:00 Uhr Filmvorführung im Kronenkino (Eintritt)
Ort: Äußere Weberstraße 17, 02763 Zittau
Veranstalter: Hillersche Villa
"Evolution"
H/D 21, R: Kornél Mundruczó, FSK: 12, 100 min
Drei Generationen, eine Familie, ein Trauma. Éva (Lili Monori) überlebt nur knapp die schrecklichen Ereignisse in Auschwitz. Jahrzehnte danach lebt sie in einer kleinen Wohnung in Berlin. Als ihre Tochter Léna (Annamária Láng) Ausweispapiere holen will als Beweis für die jüdische Herkunft um so als Nachfahrin einer Holocaust-Überlebenden Entschädigung zu erhalten, stellt sich heraus, dass ihre Großmutter die Ausweisdokumente gefälscht hat, um die jüdische Herkunft zu verbergen. Und Éva ist alles andere als begeistert davon, dass Léna Profit aus ihrem Trauma schlagen möchte. Auch Évas Enkel Jónás (Goya Rego) weiß nicht, wie er zu seiner Religion stehen soll.