Stadtgeschichte mit Zunftwesen, Stadtwappen und Stadtbränden
1346 schlossen sich die Städte Bautzen, Löbau, Görlitz, Kamenz, Lauban und Zittau zum Schutze des Friedens und gegen das Raubrittertum zum Sechsstädtebund zusammen. Zittau erhält aufgrund seiner wirtschaftlichen Beziehungen den Beinamen „die Reiche“.
Die Zittauer Stadtgeschichte umfasst viele einzelne Facetten. Bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts erhielt Zittau sein erstes Stadtwappen. Gleichzeitig schlossen sich die ersten Handwerker zu Zünften zusammen. Eine der ersten von ihnen waren die Tuchmacher. Deren besondere Stellung in der städtischen Wirtschaft spiegeln auch eine Vielzahl von Ortsbezeichnungen, wie Weberviertel oder Weberstraße, wieder. In der Zittauer Innenstadt wüteten aber auch die Stadtbrände. Der letzte große Stadtbrand erfolgte im Sommer 1757. Dabei wurde unter anderem die Johanniskirche, das Rathaus und weitere Gebäude zerstört.
Die Zittauer Stadtgeschichte
Die Ursprünge der Zittauer Stadtgeschichte reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zittau, vom slawischen „site" abgeleitet, bildete sich im Mittelalter und Frühen Neuzeit zu einer führenden Handelsstadt aus. Wertvolle Tücher, Fayence und weitere Produkte wurden europaweit transportiert. Nikolaus von Dornspach, Andreas Noack, Christian Weise, Andreas Hammerschmidt waren bedeutende Zeitgenossen der Stadt und prägten Stadtbild und Schule.
Mit dem Stadtbrand von 1757 endete die Blütezeit als Handelsstadt. Die Phänomenwerke zu Beginn des 20. Jahrhunderts repräsentierten im Zittauer Stadtbild den aufstrebenden Automobilbau.
Neben Fleischerbastei, Stadtbad, Kreuz- und Klosterkirche sind auch die beiden Zittauer Fastentücher erhalten geblieben. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 wird heute dauerhaft im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz gezeigt, das Kleine Fastentuch von 1573 hingegen im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster.
1238 wurde Zittau erstmalig in einer Urkunde des Klosters St. Marienthal erwähnt. Einige Jahre später umritt der böhmische König Ottokar II. die Stadt, legt die Grenzen für die Stadtmauer fest und verlieh das Stadtrecht.
1346 schlossen sich die Städte Bautzen, Löbau, Görlitz, Kamenz, Lauban und Zittau zum Schutze des Friedens und gegen das Raubrittertum zum Sechsstädtebund zusammen. Zittau erhält aufgrund seiner wirtschaftlichen Beziehungen den Beinamen „die Reiche“.
Von 1421 bis 1436 residierten die Prager Domherren in Zittau. Die Erzdiözese Böhmen wird von der St. Johanniskirche (Sitz des Prager Domkapitels) aus verwaltet.
1472 wurde das Große Zittauer Fastentuch erstmalig in der St. Johanniskirche gezeigt. Es erzählt auf 90 Bildern die biblische Geschichte, von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht. Die Reformationsbestrebungen in Zittau gipfeln 1545 in die Einsetzung des evangelischen Pfarrers Heydenreich durch einen evangelisch gesinnten Rat. Das Kleine Zittauer Fastentuch wird 1573 erstmalig in der St. Johanniskirche gezeigt. Es ist das einzige reformatorische Fastentuch.
1586 wurde das Zittauer Gymnasium eingeweiht. Bedeutende Rektoren waren unter anderem Christian Keimann, Christian Weise und Johann Christoph Wenzel gewesen. Durch den Prager Frieden (1635) wird Zittau und die Oberlausitz fortan dem Kurfürstentum Sachsen zugesprochen.
1840 wurde der Grundstein für den Bau des 3. Zittauer Rathauses gelegt. Fünf Jahre später erfolgte die Einweihung.
1854 Fertigstellung des Neiße-Viadukts der Eisenbahnlinie Zittau-Reichenberg und 1859 Eröffnung des Zittauer Hauptbahnhofes.
Bis 1869 wurde der Großteil der alten Stadtmauer abgetragen. An dieser Stelle wurde der Grüne Ring und die Ringstraße angelegt.
1890 wurde die Kleinbahn Zittau-Oybin-Jonsdorf eingeführt und die Phänomen-Werke gegründet.
1921 wurde das Kriegerdenkmal an der Klosterkirche zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fielen durch Festlegung der neuen Landesgrenze alle östlich der Neiße gelegenen Gebiete an Polen. Zittau verliert seinen Ortsteil Großporitsch (Porajow).
1988 feierte Zittau sein 750-jähriges Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung. Ein Jahr später beteiligen sich tausende Zittauer Bürger an der Friedlichen Revolution.
Mit der Gründung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen Zittau / Görlitz (FH) 1992 werden jahrhundertealte Traditionen in Bildung, Wissenschaft und Kunst fortgeführt. Die ersten neuentstandenen Unternehmen im Gewerbe- und Industriegebiet Weinau und im Gewerbegebiet Pethau nehmen ihren Betrieb auf. Zeitgleich wurde ein trilateraler Grenzübergang in Zittau eröffnet.
Am 1. Januar 1995 wird der Oberlausitzkreis in den Landkreis Löbau-Zittau umbenannt. Die Stadt Zittau wird 1996 Große Kreisstadt. Nach 63 Jahren werden die restaurierten Fastentücher durch eine Ausstellung im Rathaus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
1998 findet erstmalig das Spectaculum Civitae statt.
Seit dem 12. Juni 1999 wird das Große Zittauer Fastentuch von 1472 dauerhaft im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz ausgestellt.
Starkregen führte am 7. und 8. August 2010 zu einem der größten Hochwasser, dass die Region bislang erlebt hat.
Am 1. Mai 2004 wurde mit dem Beitritt unserer polnischen und tschechischen Nachbarn sowie acht weiterer Staaten zur Europäischen Union der Gedanke eines gemeinsamen Europas vervollkommnet. Gefeiert wurde vom 30. April bis 2. Mai unter dem Motto „Sternstunden Europas“ direkt am Dreiländerpunkt, in den Orten Porajow auf polnischer, Hrádek nad Nisou auf tschechischer und der Stadt Zittau auf deutscher Seite.
2005 war fürdie Stadt Zittau ein Jubiläumsjahr „750 Jahre Stadt Zittau“
Am 21.12.2007, in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag, um 0:00 Uhr, eröffneten die Bürgermeister der Städte Zittau, Bogatynia und Hrádek n.N. den polnisch–tschechischen Grenzübergang in Kopaczów–Oldřichov.
Am 22.02.2008 fand die feierliche Einweihung des großen Wettkampfbeckens im Zittauer Stadtbad statt.
Am 6. November 2013 wurde der Stadt Zittau im Rahmen einer Zeremonie im Europäischen Parlament in Brüssel die Urkunden zur Verleihung des Titels „Europäische Stadt des Sports 2014“ überreicht.
Die Stadt Zittau nutzte das „Z" in ihrem Wappen, um den slawischen Ursprung seines Namens, anzudeuten.
Das älteste bekannte Wappen zeigt ein weißes „Z“ im roten Schild. Darauf befindet sich ein Helm mit einer blauen und roten Binde. Der daraus ragende Baum, dessen Gipfel oben geteilt ist, steht für die Fruchtbarkeit der Gegend.
Auf dem Wappen von 1310, das in einer Urkunde erwähnt wurde, sieht man zwischen 2 Türmen ein Schild mit zwei Eichenästen in Form eines schwarzen, zackigen Kreuzes. Auf dem Helm darüber ist ein Fisch mit geteiltem Federbusch zu sehen. Diese Symbole lassen auf die Herrschaft Heinrichs von Leippe und Dube schließen, da sein Familienwappen diese ebenfalls enthält.
Um 1337 zogen die Zittauer zum Schutz der Einwohner aus, um sogenannte Raubschlösser zu zerstören. Landesherr Herzog Heinrich von Jauer verlieh nach der Eroberung Zollensteins der Stadt den schwarzen Adler auf gelbem Grund als Wappen. Dabei handelt es sich um ein Zeichen der schlesischen Herzöge.
Im 14. Jahrhundert wurde unter der Herrschaft König Johannis der böhmische Löwe, halb schwarz, halb weiß, mit doppeltem weißem aufgerichteten Schwanz in ein rotes Feld zwischen 2 Türme in das Wappen gesetzt. Zeitweilig bildete man den Löwen mit Krone ab.
Die drei Wappenschilder, das weiße „Z“ im roten Schild, der schwarze schlesische Adler im gelben Feld und der böhmische weiße Löwe im roten Feld wurden zu einem Stadtwappen zusammengefügt. Seit 1559 zierte eine goldene Krone das Haupt des Löwen. Für wichtige Angelegenheiten ließ sich der Rat der Stadt ein größeres Rats-Innensiegel fertigen.
Das heutige Zittauer Prunkwappen beinhaltet im Herzschild das „Z“ auf rotem Grund aus dem ursprünglichen Wappen, den schlesischen Adler auf gelbem und den doppelschweifigen böhmischen Löwen auf rotem Grund aus dem 14. Jahrhundert. Das Wappen hat eine Helmdecke mit schwarzem und goldenem, geschlossenem Adlerflügel als Zierde. Dies weist auf die Gleichsetzung der Stadt mit den adligen Landständen hin. Seit 1896 ist das Zittauer Stadtwappen mit viergeteiltem Herzschild und Helmdecke (auch ohne) gebräuchlich.
Die Rolle des Handwerks spiegeln noch heute Straßennamen wieder. Die Weberstraße, Badergasse, Töpferberg und die Fleischerbastei sind erhalten geblieben. Hingegen wurden Büttner-, Fleischer-, Wurst-, Schröter- und Sporergasse umbenannt. Das Goldgässchen erhielt so den Namen „Klosterstraße" und die Sporergasse wurde zur „Frauenstraße".
In diesen Straßen ließen sich meistens die Handwerker nieder und richteten dort ihre Werkstätten ein. Zur Interessenvertretung schlossen sie sich zu einer Zunft zusammen. Es gab für jedes Handwerk eine eigene Zunft. Die Handwerker machten mit ihren Familien den Großteil der Zittauer Stadtbevölkerung aus.
Das zünftige Leben war strengen Regeln unterworfen. Sie bestimmten die Lehrlingsausbildung, Rechte und Pflichten der Gesellen und den Weg zum Meister. Die Zünfte überwachten die Qualität der Produkte und die Einhaltung der vorgeschriebenen Preise.
Jede Zunft besaß eine eigene Kasse, Siegel, Wappen bzw. Zunftzeichnen und eine Fahne, die in der Zunftlade aufbewahrt wurden. Die Ausübung eines Zunfthandwerks wurde vererbt oder erkauft. An der Verteidigung der Stadt und der Brandbekämpfung waren die Zünfte ebenfalls beteiligt. Jede hatte ein bestimmtes Stück Stadtmauer zu verteidigen, wovon heute noch die „Fleischerbastei“ zeugt.
Die Zittauer Zünfte waren einer strengen Hierarchie unterworfen. Die älteste, zahlreichste und vornehmste unter ihnen war die der Tuchmacher. Sie erhielten bereits 1312 ihren Innungsbrief. Auch heute zeugen Bezeichnungen, wie Weberkirche, Weberstraße, Webervorstadt und Weberviertel, für die Vormachtstellung dieser Zunft.
Fleischhauer, Schuhmacher, Bäcker waren jene Handwerker, deren Produkte die grundlegenden Bedürfnisse der Stadtbevölkerung stillten. Der Rangordnung folgten Schneider, Kramer, Glaser, Schmiede, Tischler, Zinngießer, Goldschmiede, Leineweber, Töpfer und viele mehr.
In den Städtischen Museen werden zahlreiche Zunftladen aufbewahrt, die einst dem Verschließen der Innungsgesetze und Insignien dienten. Sie enthielten zudem Vorschriften zum Erhalt der Handwerkerlehre und des persönlichen Anstandes.
Der erste große Stadtbrand wütete 1359 in Zittau. Die hölzernen Bebauungen brannten völlig ab. Kaiser Karl IV. gebot daraufhin, man solle statt Holz künftig „in Stein“ bauen. Der Markt wurde verkleinert, die Höfe der West- und Südseite vorgeschoben und südlich der Johanniskirche ein Häuserblock errichtet.
Am 15. Juli 1422 brannte es partiell in der Webergasse (Weberviertel) und dehnte sich von dort zum Stadtbrand aus. Das Dach der Johanniskirche, der Turm des Kreuzhofes und die Stadtschule brannten.
1567 wird die erste Zittauer Feuerordnung verfasst, nachdem ein Jahr zuvor in der Fleischergasse 7 Häuser abbrannten und 2 Frauen ums Leben kamen.
Einer der verheerendsten Stadtbrände war am 7. Juni 1608. Das Feuer brach auf der Neustadt aus und vernichtete in nur 3 Stunden ca. 500 Häuser, vor allem in der Büttnergasse, Spürgasse, Fleischergasse und auf dem Markt. Der Rathausturm stürzte ein. Die Löscharbeiten warem aufgrund fehlender Gerätschaften erschwert. Kaiserliche Steuererlasse auf neun Jahre sowie viele Geldspenden halfen, dass 350 der 500 zerstörte Häuser wieder aufgebaut wurden. Die Ursache war Brandstiftung gewesen.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde mehrfach „Mordbrennerei“ begangen. Durch Brandstiftungen wurden Spuren von Plünderungen beseitigt und dem Feind nichts übrig gelassen. In Zitttau richten kaiserliche Truppen 1632 und 1634 größere Schäden an. 1643 zerstören sie auch die Kreuzkirche.
Die Beschießung durch österreichische Truppen im Siebenjährigen Krieg löste am 23. Juli 1757 den letzten großen Stadtbrand aus. Die Österreicher wollten so die Kapitulation der von preußischen Truppen besetzten Stadt erzwingen. Als erstes Gebäude fing der Gasthof „Zum Goldenen Stern“ auf der Neustadt Feuer. Von 641 Häusern verbrannten 599. Zu den Opfern zählten auch Privatbibliotheken und -sammlungen, die Johanniskirche und das Rathaus mit dem Stadtarchiv.