Persönlichkeiten, die in Zittau ihre Spuren hinterließen

Böhmenkönig Ottokar II. bestimmte durch seinen Umritt den Umfang der Stadt (1255) und somit den Standort der neuen Stadtmauer, verlieh Zittau das Stadtrecht, weitere landesherrliche Begünstigungen (Steuer- und Zollfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit und Münzen)

Johann von Guben um 1365 Oberstadtschreiber, Verfasser der ältesten Chronik der Stadt

Zittauer Reformator Lorenz Heydenreich (1483-1557), Altarist und Prediger, führte 1521 die Reformation ein, rief Phillip Melanchton, Konrad Nesen, Andreas Mascus und Martin Tektander nach Zittau

Konrad Nesen (1495-1560) 1533 Amt des Stadtsyndikus, 1541 erster Bürgermeister, erwarb sich besondere Verdienste bei der Förderung und Durchsetzung der Reformation.

Amtsjahre: 1541, 1544, 1546, 1548, 1554-1555; 1533

Richter und Syndicus auf Empfehlung Melanchtons; erwarb sich in seinem Amt Anerkennung und bleibende Verdienste; war Verfechter der neuen Glaubenslehre; 1542 Erhebung in den Adelsstand durch Ferdinand I.; befand sich 1547 mit Ratsherr Dornspach unter den 84 Abgeordneten des Sechsstädtebundes, die sich aufgrund des Pönfalls vor dem König zu verantworten hatten, durften jedoch in ihren Ämtern verbleiben; seit 1548 Ratsherr, Erster Bürgermeister

Andreas Mascus ist erster evangelischer Rektor der Lateinschule.

Oberstadtschreiber Nikolaus von Dornspach (1516-1580), zweiter Bürgermeister, Stifter des Zittauer Gymnasiums, verschafft Zittau eingezogenen Grundbesitz sowie landesherrliche Privilegien

Amtsjahre: 1549, 1550, 1556, 1558, 1562, 1565, 1568, 1571, 1574, 1577

1536 Lehrer und Con-Rektor der Lateinschule; seit 1542 Ratsherr; 1546-1557 Stadtschreiber; 1548 Zweiter Bürgermeister; hohe Verdienste durch Politik im Pönfall; gewann verlorene Besitzungen und Privilegien für die Stadt zurück; ließ 1553 das nach ihm benannte Wohnhaus im Renaissancestil errichten; unter Dornspach wurde 1562 der Bau des zweiten Mauerringes beendet; ließ 1565 die Glocke für den Klosterturm wieder herstellen; bemühte sich um die Erhebung der Lateinschule zum Gymnasium; Stifter des heutigen Alten Gymnasiums (erbaut 1571); wurde für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben und zudem Kaiserlicher Rat; sein Grabmal wurde 1584 in der Johanniskirche errichtet, aus dem Schutt der zerstörten Johanniskirche geborgen und 1838 am Alten Gymnasium aufgestellt; einer der bekanntesten Bürgermeister aus Zittau alter Zeit

Franck Melchior, Kirchenkomponist, wurde um 1580 in Zittau geboren, lebte später in Nürnberg und wurde 1603 Kapellmeister des Herzogs Casimir in Coburg, wo er am 1. Juni 1639 gestorben ist. Bedeutsam durch seine vielstimmigen Instrumentalwerke sowie weltliche und geistliche Liedkompositionen.

Senator Andreas Noack (1648-1701), Kaufmann und königlicher Zolleinnehmer, einer derjenigen, die Zittau zur Drehscheibe des außerordentlich gewinnbringenden Handels machten

Bürgermeister Christian von Hartig (1605-1677), Kaufmann, Doktor der Medizin und Philosophie, in Venedig zum Markusritter geschlagen, bewahrte durch kluge und diplomatische Amtsführung Zittau vor grausamer Bedrückung am Ende des Dreißigjährigen Krieges

Amtsjahre: 1639, 1642, 1645, 1648, 1651, 1654, 1657, 1660, 1662, 1665, 1668, 1671, 1673

Erwarb in Venedig und Padua die Doktorwürde (Dr. med., Dr. phil.); seit 1632 Ratsherr; 1634, 1637 Richter; 1629 in Venedig zum Marcusritter geschlagen; 1653 Kauf des Althörnitzer Schlosses; Instandsetzung Kreuzkirche 1651; von Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand erhoben; Vater von → Johann Jakob von Hartig

Christian Keimann (1607-1662), besuchte das Gymnasium in Zittau, studierte in Wittenberg 1627-34, Kirchenlieddichter („Meinem Jesum laß ich nicht“ und „Freuet euch ihr Christen alle“), 1634 Konrektor, 1638 Rektor am Gymnasium Zittau, schrieb mehrere Schulbücher, Dramen (der junge Tobias) und widmete sich intensiv der Schulkomödie (innerhalb seiner Amtszeit als Rektor sind 24 aufgeführte Schulkomödien bekannt).1641 erschien Keimanns Rechenbüchlein mit den vier Grundrechenarten, war erste deutsche Pädagoge des 17. Jh, der die deutsche Sprache förderte und pflegte. Er wurde in der alten Johanniskirche beigesetzt.1991 beschloss der Zittauer Stadtrat der ehemaligen Bruno-Schröder-Straße seinen Namen zu geben.

Andreas Hammerschmiedt (1611-1675), Organist, Gesamtschaffen umfaßt über 500 Werke.

August der Starke weilte am 24. und 25. Mai 1721 mit großem Gefolge in Zittau.

Christian Weise (1642-1708), bedeutender Schulmann und Literat, Rektor des Gymnasiums, verbreitete hohes geistiges Niveau und beachtliches kulturelles Flair in Zittau.

Biografie des Christian Weise 30. April 1642, Christian Weise wird in Zittau geboren Michaelis 1648, Besuch des Gymnasiums Juli 1659, Theologiestudium in Leipzig Sommer 1663, Weise wird Magister 1668, seine „Überflüssigen Gedanken“ werden ein Bestseller der Lyrik, es erscheinen 17 verschiedene Ausgaben Insgesamt veröffentlicht er 170 Titel Sommer 1670, Professur für Politik, Rhetorik und Poesie an der Ritterakademie in Weißenfels 13. Juli 1678, Weise wird in sein Amt als Rektor des Gymnasiums Zittau eingeführt und Leiter der Ratsbibliothek Zittau 1679 heiratet er das zweite Mal Anna Regina geb. Nesen, Tochter einer der reichsten und einflussreichsten Familien in Zittau Mit ihr bekommt er einen Sohn, der wenige Wochen nach der Geburt stirbt Aufführung von Schulkomödien, Weise gilt als bedeutendster Vertreter der deutschen Schulkomödie 21. Oktober 1708, Christian Weise stirbt im Alter von 66 Jahren und wird in der Zittauer Johanniskirche beigesetzt Zittau hat er zu Lebzeiten kaum verlassen, bekannt sind lediglich Reisen nach Prag, Leipzig und Görlitz

Ernst Friedrich Wilhelm Just (1773 - 1858)

Amtsjahre: 1832-1856

Bürgermeister zur Zeit des Rathausbaus; beteiligte sich am Wiederaufbau Rathaus und Johanniskirche; unter ihm änderte sich das Aussehen der Stadt wesentlich; große Teile der Stadtmauer verschwanden; Frauentor, Böhmisches Tor und Weberendtor wurden abgebrochen; ausgefüllte Gräben verwandelten sich in Promenadenanlagen; Förderer des Schulwesens; Bau der Baugewerkenschule; fast ein Vierteljahrhundert an der Spitze der städtischen Verwaltung; ehrlich bemüht, Zittau „nach innen und außen zu Blüte und Wohlstand“ zu bringen.

Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Hirt (1761-1827), kam auf Empfehlung 1784 nach Zittau, Stadtaccocheur, einziger Geburtshelfer in der Umgebung, 1801 führte er die Pockenimpfung hier ein.

Heinrich Marschner (1795-1861), gebürtiger Zittauer Komponist und Kapellmeister, seine Werke: „Heinrich der IV.“, „Der Vampir“, „Der Templer und die Jüdin“, „Hans Heiling“.

Karl Friedrich Schinkel (1781-1861), sehr bedeutender Architekt und Künstler, nach seinen Plänen entstanden z. B. das Rathaus und die Johanniskirche.

Napoleon, am 19.8.1813 frühstückte er in der Fürstenherberge (Markt 13), begleitet vom König von Neapel, General Joachim Murat, Generalstabschef Marschall Alexandre Berthier und vielen anderen hohen Offizieren.

Diakon Magister Christian Adolph Pescheck (1787-1859), Regionalforscher und Gründer des Zittauer Altertümermuseums (1854), Ehrenbürger, Verfasser mehrerer historischer Werke: „Handbuch der Geschichte Zittaus“ (1834 und 1837).

Carl August Schramm (1807-1869), berühmter Zittauer Baumeister und Schüler Schinkels; Rathaus, Johanniskirche, Wäntighaus, Baugewerkeschule

Im Jahr 2007 beging die Stadt Zittau das Jubiläum des 200. Geburtstages von Carl August Schramm. Am 26. März 1807 in Zittau geboren und später in Dresden zum Architekten ausgebildet, avancierte er zum Schüler und Mitarbeiter von Karl Friedrich Schinkel in Berlin. Nach der Rückkehr in seine Vaterstadt 1834 setzte er zunächst die Pläne seines Meisters beim Wiederaufbau der St. Johanniskirche um und schuf mit dem Zittauer Rathausbau 1845 sein erstes bedeutsames Bauwerk, dem viele weitere folgten. Als Professor der von ihm zuvor entworfenen Zittauer Königlich-Sächsischen Baugewerkenschule und Stadtbaudirektor wurde Schramm ein wichtiger Wegbereiter des modernen Bauens in Zittau des 19. Jahrhunderts. → Carl

August Schramm (1807-1869) - Biografie

  • 26. März 1807 in Zittau geboren
    (Geburtshaus: Reichenberger Straße 49)
  • 1815-1825 Besuch der Zittauer Stadtschule und Gymnasium
  • 1826-1829 Studium an der Baugewerkeschule in Dresden
  • 1829-1834 Mitarbeit bei dem Berliner Baumeister Karl Friedrich Schinkel
  • 1834 Rückkehr nach Zittau
  • 1834-1837 Wiederaufbau der Zittauer Johanniskirche nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel
  • 1836-1837 Leitung - Umbau der Kirche Reibersdorf
  • 1840-1845 Bau des neuen Zittauer Rathauses nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel
  • 1841 Hochzeit mit Bertha Rosalie Acoluth
  • 1842 Geburt der Tochter Rosalie Linda
  • 1843-1844 Bau des Königlich-Sächsischen Hauptzollamtsgebäudes am Böhmischen Tor in Zittau
  • 1844 Geburt des Sohnes Carl Julius Schramm
  • 1845 Geburt der zweiten Tochter Auguste Ida
  • 1846-1848 Bau der Gewerbe- und Baugewerkeschule Zittau
  • 1847-1848 Bau des neuen Rathauses in Kamenz
  • 1848-1850 Bau der Kirche in Dittelsdorf nach Plänen von C. A. Schramm
  • 1851 Bau des Wäntighauses in Zittau (Polizeigebäude)
  • 1855 C. A. Schramm wirkte als Direktor an der Baugewerkeschule Zittau
  • 1855 Bau des neuen Bürgerschulhauses in Löbau nach Plänen von C. A. Schramm
  • 1862 Bau der katholischen Kirche in Leutersdorf
  • 1865 Bau der evangelischen Kirche in Leutersdorf
  • 07. Juli 1869 in Zittau verstorben

Jurist Ludwig Haberkorn (1811-1901), Bürgermeister (1857-1886), in seiner Amtszeit entstanden Schulen im Bereich nördlich des Ringes, Stadtbad, Hospital St. Jacob, Stadtkrankenhaus; Einrichtung des städtischen Gaswerkes, Einführung der Gasbeleuchtung, Vervollkommnung des Wasserleitungs- und Kanalisationsnetzes, hoch geehrt als Ritter des Großkreuzes, Träger des sächsischen Verdienstordens und des österreichischen Franz-Josef-Ordens sowie als Doktor honoris causa.

Amtsjahre: 1857-1886 (Entlassungsgesuch Juni 1886, ausgeschieden 5.1.1887) während seiner Amtszeit wurden u. a. das Johanneum, das Stadtbad; 1. Bürgerschule; Stadtkrankenhaus und die Hauptpost errichtet; Durchführung der Gasbeleuchtung, Kanalisation, Wasserleitung und Straßenpflasterung

Königlich-Sächsischer Hofrat Max Alexander Thiemer (1832-1913), Rechtsanwalt und Notar, u. a. Initiator der Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn

Richard von Schlieben (1848-1908) Amtshauptmann in Zittau von 1884-95; erwarb sich besondere Verdienste bei der Regulierung der Mandau in Zittau, förderte das Verkehrswesen, er war Mitglied der Ol. Gesellschaft der Wissenschaften und auf diesem Gebiet auch schriftstellerisch tätig. R.v. Schlieben war Vorsitzender des Erziehungsvereines und hier setzte er sich ganz stark für das Karolinenheim in Dittelsdorf ein. 1896 wurde er vom deutschen Kaiser zum Ehrenritter des Johanniterordens ernannt. 1904 wurde er mit der roten Kreuz-Medaille 3. Klasse ausgezeichnet.

Sanitätsrat Dr. Oskar Arthur Tetzner (1866-1949), praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer, großes ärztliches Können und humanistische Lebenshaltung machten ihn über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Lisa Tetzner (1894-1963), Tochter von Oskar Arthur Tetzner, Kinderbuchautorin und Märchenerzählerin, „Vom Märchenerzählen im Volke“, „Kinder-Odysee“ (in vier Sprachen)

Reichstagsabgeordneter und Zittauer Ehrenbürger Louis Heinrich Buddeberg, Mitgründer des Allgemeinen Turnvereins (1861) und erster Kommandant der am 19. Juli 1862 gegründeten Turnerfeuerwehr.

Ewald Buttig, „Zittauer Eulenspiegel“ des 20. Jahrhunderts, gelernter Bäcker, Materialwarenhändler, Kohlehändler

Albert Kiesler (1828-1876) gründete 1864 die Zittauer Maschinenfabrik, welche nach seinem Tod in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde (eine der ältesten AGs).

Parkinspektor Grabowski und Ratsuhrmachermeister Rödel; nach deren Plänen entstand 1907 die Blumenuhr

Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus spiegelten Zittau und Umgebung in zahlreichen romantischen Bildern wieder