Hirschfelde

Einwohner: Zahlen und Fakten (Bevölkerung)
Gemarkungsfläche: 6,81 Quadratkilometer

Ortsvorsteher: Andreas Wiesner
Büro des Ortsvorstehers: Rosenstraße 3
(Gemeindeamt Hirschfelde) 02788 Zittau, OT Hirschfelde
Telefon: 0171 2051155
E-Mail: hirschfelde@zittau.de

Bürgersprechstunde:
vor der Ortschaftsratssitzung ab 18.00 Uhr 
Ort der Bürgersprechstunde: ehemaliges Gemeindeamt Hirschfelde

Ortschaftsratssitzung: 
jeden 3. Mittwoch im Monat, 18:30 Uhr 
Ort der Ortschaftsratssitzung: ehemaliges Gemeindeamt Hirschfelde

Hirschfelde

Die Entstehung des Wappens von Hirschfelde „ein goldener Hirsch im roten Feld auf grüner Wiese" wird von der Sage zur Ortsgründung abgeleitet. So heißt es, dass der Heilige Hubertus auf Wanderung war, als plötzlich ein weißer Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih aus dem Wald trat. Nachdem der Heilige Hubertus den Hirsch geweiht hatte, soll an dieser Stelle der Ort Hirschfelde gegründet worden sein.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1310. Seinen Namen verdankt der Ort den deutschen Bewohnern. Er wird in Urkunden aus alter Zeit unterschiedlich geschrieben, jedoch schrieb man im Schöppenbuch 1492 den Namen genauso wie er heute lautet: Hirschfelde. Festjahr anlässlich des 700. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes war 2010.
Schlechte Zeiten in der Geschichte erlebte der Ort vor allen Dingen in der Zeit der Hussitenkriege 1427 und 1469, wo der Ort von durchziehenden Stämmen zerstört, verwüstet und eingeäschert wurde. Ebenfalls leiden musste der Ort 1737 im Siebenjährigen Krieg und beim Durchzug von Napoleons Truppen im Jahre 1813.
Erste manufakturelle Entwicklung erfuhr Hirschfelde schon sehr zeitig. Seit 1557 wurde bereits die Leineweberei betrieben. 1730 verfügte der Ort über 184 und 1850 waren es 327 Hauswebstühle.
Es gab zahlreiche Feuerkatastrophen und Überschwemmungen im Ort, dadurch wurde Hirschfelde im jetzigen Zentrum mehrfach zerstört, aber immer wieder neue aufgebaut.
1599 tobte die Pest im Ort und 242 Menschen starben daran. Doch der Ort erholte sich auch davon und setzte seine klein industrielle Entwicklung fort. 1849 gab es bereits 101 private Handwerker und Gewerbetreibende bei 1676 Einwohnern. 1845-1847 wurde als erstes Werk die damalige Flachsspinnerei gebaut und in Betrieb genommen.
Hirschfelde war schon immer auch ein wirtschaftliches und industrielles Zentrum für die umliegenden Orte. Zeugnisse dafür befinden sich im Technischen Denkmal des ehem. Kraftwerkes Hirschfelde. Im Jahre 1907 wurde das Braunkohlenwerk Herkules und 1911 das Kraftwerk selbst eingeweiht, welches ab 1918 zum Großkraftwerk Hirschfelde ausgebaut wurde.
An diesem Ort wurde über acht Jahrzehnte Strom produziert und sächsische Industriegeschichte geschrieben. Über 5.000 Menschen in vier Generationen fanden hier Arbeit. Der Erhalt dieses wertvollen Schatzes war sehr bedeutend für die gesamte Region der Oberlausitz. Deshalb hatten sich der Förderverein Technisches Denkmal und Museum Kraftwerk Hirschfelde e.V., der Ort Hirschfelde, der Landkreis Görlitz, die Vattenfall Europe AG und die Hochschule Zittau/Görlitz zu einer Gemeinschaftsinitiative zusammengeschlossen. Aus diesem Bündnis erfolgt die Gründung einer Stiftung zum Erhalt und Fortbestand dieses kulturellen Gutes. Nach neuesten Erkenntnissen wird diese Stiftung in der gegenwärtigen Form keine Perspektive haben, was außerordentlich bedauerlich ist.
Der Ort ist auch besonders durch seine kleinstädtische Struktur interessant. Dem Besucher fallen zunächst die denkmalgeschätzten Vorlaubenhäuser am Marktplatz auf. Aber auch in den Ortsteilen Rosenthal und Drausendorf selbst sind weitere oberlausitztypische Häuser zu finden, die von ihren Besitzern liebevoll gepflegt werden.
Die Bundesstraße 99 von Zittau nach Görlitz, die durch den Ort fährt, ist eine wichtige Verbindung, die auch zunehmend durch die Industrie und die Bürger unserer Nachbarstaaten genutzt wird.
Seit 2014 befindet sich im Ort auch eine Pilgerherberge, ein mit öffentlichen Mitteln und in vielen freiwilligen Stunden saniertes Umgebindehaus, gleich neben der kath. Kirche, welches nicht nur Pilgern für ihre Übernachtung zur Verfügung steht, sondern auch der breiten Öffentlichkeit Vorträge, Ausstellungen und Gesprächsrunden anbietet.
Die Gemarkungsgrenzen erstrecken sich im Osten entlang der Neiße von Drausendorf bis nach Rosenthal. Der Grenzverlauf zu Polen folgt immer dem Flusslauf.
Unmittelbar hinter Rosenthal schließt sich das malerische Neißetal an. Ein etwa 6 km langer Rad- und Wanderweg folgt dem Fluss durch ein Waldgebiet mit Sandsteinfelsen an steil ansteigenden Hängen und alten Baumbeständen bis zum Kloster Sankt Marienthal.
Dieser Radweg wurde durch das Augusthochwasser 2010, ebenso wie viele Grundstücke und Betriebe im Ort, sehr stark beschädigt. Mit Fördermitteln des Freistaates neu aufgebaut, steht er seit Mai 2015 wieder als einer der meist befahrenen Radwege Deutschlands, zahlreichen Rad- und Wandertouristen zur Verfügung.
Neue Anschauungstafeln sollen den Ort, das Neißetal und seine Geschichte auch in Zukunft noch zusätzlich attraktiv und bekannter machen.
Aber nicht nur der Rad- und Wanderweg wird viel genutzt, sondern auch eine romantische Schlauchbootfahrt auf der Neiße von Rosenthal bis zum Kloster wird von Besuchern über den Schlauchbootverleih Engemann sehr gern angenommen.
Mit der Wende fielen im Ort auch 80 % der Arbeitsplätze weg, da alle Großbetriebe liquidiert wurden. Nur die „fit GmbH", hervorgegangen aus der Fettchemie Hirschfelde, blieb Dank der Übernahme durch einen Investor aus den alten Bundesländern erhalten und ist heute der größte Arbeitgeber für rund 200 Arbeitskräfte in Hirschfelde. Erfolgreich hat sich der Betrieb dem harten Wettbewerb dieser Branche und dem Hochwasser 2010 gestellt. Bislang wurden in das Unternehmen rund 110 Millionen Euro investiert. Produkte wie Fit, rei, Kuschelweich oder Sunil verlassen heute das Werk.
Neben diesem bedeutenden Betrieb arbeiten zirka 80 kleinere und kleinste Gewerbebetriebe in Hirschfelde.
Heute leben in Hirschfelde, Rosenthal und Drausendorf zirka 1.700 Einwohner.
Im Ort befinden sich u.a. eine Grundschule, eine trinationale Kindereinrichtung, eine Schwimmhalle, diverse Sportstätten, eine evangelische und eine katholische Kirche, eine Filiale der Sparkasse, eine Apotheke, eine Kaufhalle, drei Bäcker, 2 Fleischer, ein Facharzt für Allgemeinmedizin, eine Praxis für Physiotherapie und Pensionen. Außerdem haben Außenstellen der Stadt Zittau, wie der Kommunale Eigenbetrieb und das Bürgerbüro hier ihren Sitz.
In einer Einrichtung des Internationalen Bundes für Sozialarbeit werden Jugendliche betreut und beruflich ausgebildet. Hirschfelde hat einen Haltepunkt der DB, der als Knotenpunkt verschiedener Nahverkehrsverbindungen (Bus-Bahn) die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel attraktiver macht.
Viele Bürger engagieren sich in ca. 18 unterschiedlichen Vereinen. Besonders der Sport hat in Hirschfelde eine gute Tradition.
Die Erfolge der Faustballer bei nationalen und internationalen Wettkämpfen haben dazu beigetragen, den Ort überregional bekannt zu machen. Zahlreiche Vergaben von Deutschen Meisterschaften zeugen von der hohen Anerkennung, die der Faustball auch durch die Verantwortlichen der Deutschen Faustballliga erhält. Außerdem werden Fußball, Kegeln, Schwimmen und andere Sportarten mit Freude und Erfolg betrieben.
Bekannteste Sportlerinnen der Gegenwart sind die mehrfache Weltmeisterin der Senioren in der Leichtathletik, Ulrike Hiltscher, und das Mitglied der Damenweltmeistermannschaft im Faustball, Linda Scholze.
Die Hirschfelder nutzen die Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung in Kleingärten- und Kleintierzüchtervereinen, aber auch in verschiedenen anderen Interessengemeinschaften.
Seit einigen Jahren befindet sich auch der Sitz des Landfrauenkreisvereines in Hirschfelde und bietet regionale und überregionale Veranstaltungen und Begegnungen an.
Bereits seit 1863 engagieren sich zahlreiche Einwohner in der Freiwilligen Feuerwehr, die eine sehr gute und lange Tradition besitzt und vom großen Engagement ihrer freiwilligen Mitglieder profitiert.
Ein betriebsames ehrenamtliches Team organisiert wöchentlich Veranstaltungen für Senioren. Die seit langem bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu polnischen und tschechischen Nachbarn werden gepflegt. Regelmäßige Besuche zu unterschiedlichsten Anlässen erfreuen sich großer Beliebtheit und stets reger Beteiligung.
Jahrelang gab es auch wieder die obligatorische Kirmes auf der Festwiese, die ab 2014 durch das Vereins-, Orts- und Heimatfest abgelöst wurde und weiter im kleineren Rahmen Bestand haben soll.
Jedes Jahr am ersten Adventssonntag findet der nun schon traditionelle Weihnachtsmarkt statt. Die örtlichen Gewerbetreibenden und Vereine des Ortes engagieren sich bei diesen Veranstaltungen dabei besonders. Deshalb haben sich diese Veranstaltungen zu einem Höhepunkt im Gemeindeleben entwickelt.
Die „Hirschfelder Rathausklänge", eine Konzertreihe der besonderen Form, bereichert das kulturelle Angebot des Ortes und erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
Geschichtlich interessierte Bürger treffen sich regelmäßig im Arbeitskreis Geschichte. Dabei wird die Heimatgeschichte erforscht und festgehalten. Die Ergebnisse dieser Nachforschungen werden zu unterschiedlichen Anlässen ausgestellt und finden dabei stets viele interessierte Betrachter.
Die Hirschfelder Einwohner bemühen sich mit vielen freiwilligen Leistungen, das Leben in Hirschfelde lebenswert zu erhalten, wobei sie genauso wie viele andere Orte der Oberlausitz unter dem Weggang der jungen Menschen und der demographischen Entwicklung zu leiden haben.
Im Herbst 2006 entschieden sich die Einwohner von Hirschfelde per Bürgerentscheid für eine Eingemeindung nach Zittau. Seit 2007 ist Hirschfelde nun ein Ortsteil von Zittau.

Bernd Müller, Ortsbürgermeister

700 Jahre Hirschfelde

Im „Festjahr“ 2010 gab es anlässlich des 700. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes Hirschfeldes Feierlichkeiten im Ort. Mit viel Kreativität und unter großem Einsatz gestalteten zahlreiche Organisatoren ein abwechslungsreiches Festprogramm. Mit großer Eröffnung im Riegers Hotel, einer Hirschfelder Kirmes auf der Festwiese, mehreren Faustballmeisterschaften und einem Sommerfest im Riegers Hotel und Lindengarten unter dem Motto: "Hirschfelde, ein Ort zwischen Handwerk und Industrie" konnten die Veranstalter ein gelungenes Fest ihren Bürgern bieten. Des Weiteren entstand eine umfangreiche Festschrift für den Ort und der Arbeitskreis Geschichte Hirschfelde führte einen Fotowettbewerb durch, bei dem Bilder eingesendet werden konnten, die das Leben und die Charakteristik des Ortes darstellten.