Historie des Stadbades Zittau

Vor noch nicht allzu langer Zeit sprudelten am Töpferberg drei mineralhaltige Quellen, deren Wasser über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und begehrt war. In großen Eichenfässern wurde es bis nach Böhmen verschickt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde eine Pumpe errichtet. Nicht lange danach mauerte man die Quelle mit Steinen aus. 150 Jahre später führte man die drei Quellen mittels Rohrleitungen in ein gemeinsames Sammelbecken. Eine erste Badestube entstand in einem dem Brunnen gegenüberstehenden Haus. Aufgrund der starken Nachfrage wurde bald eine zweite Badestube eingerichtet.

1812 entstand in der Nähe der Großen Stadtmauer eine Badeanstalt. Sie zog sich von der heutigen Milchstraße bis zum alten Stadtmauerturm, dem Speifiedel oder Speyviel. Dieser diente vormals auch als Gefängnis, überwiegend für Leute, an deren Meinung der Obrigkeit Zittaus nicht sehr gelegen war. Bis 1816 wurde diese Anstalt einfach „Die neuen Bäder“ genannt. Am 3. August 1816 taufte man sie in einer feierlichen Zeremonie in „Augustusbad“ um. Dieses Bad besaß 6 Badestuben für Herren und 5 für Damen. Die Badestuben mit ihren Wannenbädern waren beheizt und gut möbliert eingerichtet. Um das Bad wurde eine Parkanlage mit einem kleinen Pavillon angelegt. Die Zahl der Gäste steigerte sich stetig. Im Jahre 1860 stellte man fest, dass der Stadtmauerturm Speyviel baufällig geworden war. 1866 holte man Erkundungen ein, welche Aufwendungen für einen Neubau des Bades entstünden. Dieser Kostenvoranschlag fiel derart hoch aus, dass Zittau, das durch den zu dieser Zeit tobenden Krieg zwischen Preußen und Österreich zusätzlich finanziellen Belastungen ausgesetzt, das Neubauprojekt zurückstellen musste. Im März 1867 erstellte Stadtbaumeister Trummler im Auftrag des Rates ein Gutachten über den Zustand des Augustusbades. Als Konsequenz erhielt er im März 1871 die Aufgabe, in Deutschland neu errichtete Badeanstalten zu besichtigen. Er besuchte in Berlin das Victoriabad und das Askanische Bad, in Hannover das Stadtbad, in Magdeburg die Badeanstalt Lossier, zwei Badeanstalten in Leipzig und Dr. Staudingers Badeanstalt in Dresden. Trummler bemerkte später, das hannoveranische Bad sei das schönste und modernste Deutschlands. Indessen wurden die Pläne für ein neues Stadtbad im italienischen Renaissancestil erstellt. Es kam zu einem Kostenvoranschlag von 40.000 Talern. Zunächst bewilligte die Stadt 30.000 Taler, dabei kamen aus der Senator-Just-Stiftung 6.000 Taler. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. März 1871 in aller Stille.

Erst am 17. Juni 1871 wurde die Öffentlichkeit durch Bürgermeister Haberkorn informiert. Zunächst entstand der Westflügel an der Lindenstraße. Im September 1872 wurde das alte Augustusbad abgerissen. Anschließend erfolgte der Bau des Ostflügels an der Milchstraße. Am 5. April 1873 öffnete das neue Stadtbad seine Pforten, wiederum in aller Stille. Zu diesem Zeitpunkt war das Bad noch nicht völlig fertiggestellt. Die Freigabe für den Publikumsbetrieb erfolgte daher zunächst lediglich für den Westflügel mit 8 Badezellen.

Am 19. April wurde das Männerschwimmbecken freigegeben. Es hatte eine Länge von 17 m, war mehr als 5 m breit und 1,90 m tief. Die Beleuchtung erfolgte durch Oberlichtfenster, für den Abend war eine ausreichende Gasbeleuchtung vorhanden. Im Becken war ein Rad eingebaut, mit dem Wellengang erzeugt werden konnte. Damit besaß das Stadtbad das modernste Hallenschwimmbecken seiner Zeit.

Fünfzehn Monate darauf, im Juni 1874, wurde der Ostflügel an die Öffentlichkeit übergeben. Das Bad besaß nun 24 Zellen für Wannenbäder, je ein Schwimmbecken für Damen und Herren, ein irisch-römisches Bad, ein russisches Dampfbad sowie zwei Räume für Medizinal- und Moorbäder. Der alte Stadtmauerturm wurde bis zur Hälfte abgetragen. Der obere Teil wurde so erbaut, dass er dem ehemaligen Webertorturm ähnlich sah. Im Turm wurden anschließend ein Schornstein und zwei große Wasserbehälter eingebaut. Damit hatte man die alte Stadtmauerbastion geschickt in das Bauensemble des Stadtbades einbezogen.

Die geplanten Baukosten von 40.000 Talern konnten jedoch nicht eingehalten werden. Durch Materialpreiserhöhung wurde der Baupreis mehr als verdoppelt. Die Endabrechnung betrug schließlich etwa 88.000 Taler. Zum Vergleich: die Kosten, die Zittau im Jahre 1866 durch die Einquartierung militärischer Truppen entstanden und den Bau des Bades verzögerten, sollen 113.000 Taler betragen haben. Das Zittauer Stadtbad gehörte zu den ersten und modernsten Hallenbädern Deutschlands und war somit ein besonderer Stolz der Stadt. Das Bad wurde bis weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. So kamen z. B. viele Badegäste aus böhmischen Landen. Vielleicht lag die Popularität des Bades auch darin, dass zu dieser Zeit nur sehr wenige Bäder dieser Art vorhanden waren.

In Deutschland zählte man um 1890 nur ganze 52 Hallenbäder, verteilt auf 39 Städte. Von 1894 bis 1896 stieg die Zahl der Badegäste von 66.700 auf über 75.000 an. Achtzig Jahre später, im Jahre 1972, besuchten rund 87.000 Personen das Bad.

Zwei alte Steintafeln, im Mittelteil des Stadtbades eingelassen, erinnern an die drei Mineralquellen. Am Zusammenfluss der Quellen stand bis vor kurzem eine korinthische Säule. Ursprünglich befand sich diese Säule auf dem Platz vor der Johanniskirche, dort musste sie aber der im Jahre 1904 gebauten Straßenbahn weichen. Die Säule ist wegen dringendem Sanierungsbedarf derzeit eingelagert und daher im Moment leider nicht zu besichtigen.

Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten, die im Jahr 2006 begannen und im Herbst 2009 abgeschlossen sein werden, konnte das Stadtbad am 22.02.2008 mit der feierlichen Einweihung des großen Wettkampfbeckens wieder der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben werden.