Sagenpfad der Stadt Zittau

„Von Geistern, Hexen und Dämonen"
Wir laden Sie ein, die Stadt Zittau entlang des „Sagenpfades" mit seinen 14 Stationen auf eine kurzweilige Art und Weise kennen zu lernen.

Stationsplan Zittauer Sagenpfad

Auf diesem Rundgang wird eine Auswahl von Sagen vorgestellt, die in und um die Stadt Zittau im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind. Es sind kurze, meist mündlich verbreitete Erzählungen über fantastische, mystische und historische, aber auch der Natur abgelauschte Geschichten.

Alle Sagen wurden von anonymen Verfassern geschaffen und gehören zum frühen Bestandteil der Volksdichtung. Sie knüpfen meist an konkrete Begebenheiten in unserer Stadt an und lassen sich – im Gegensatz zum Märchen – meist personen und lokalhistorisch zuordnen. Bei Ihrem Spaziergang werden Sie die geschichtlichen Hintergründe einzelner Sagen bestimmt leicht herausfinden!

Der Inhalt der vorliegenden Sagen stützt sich auf das 1903 erschienene „Sagenbuch des Königreichs Sachsen" von Dr. Alfred Meiche.

Wir danken der baoGmbHBautzen, Schulungszentrum Zittau, für die gestalterische und praktische Umsetzung der einzelnen Stationen des Sagenpfades sowie dem Jobcenter des Landkreises Görlitz für die Unterstützung!

Wenn wir Ihre Neugier geweckt haben, laden wir Sie gern zu einer Führung durch den Sagenpfad der Stadt Zittau ein. Zu bestellen über das Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge:
Telefon: +49 (0)3583 549940
E-Mail: tourismuszentrum@zittauer-gebirge.com

Im Tourismuszentrum (Markt 9) sind Flyer zum Sagenpfad erhältlich.

In der Zeit, als die alte Johanniskirche zu Zittau noch stand, ließ sich zuweilen ein Franziskanermönch im Glockenstuhl des Turmes sehen. Er griff an den Strick, als wolle er die Glocke ziehen.
Zuvor legte er seine Kutte ab, als hindere sie ihn beim Geläut. Der wirkliche Lautemann beobachtete den Mönch, stahl die abgelegte Mönchskutte und knöpfte sie sich unter den eigenen Rock. Als er sah, wie der halbnackte Mönch nach der Kutte suchte, ging er höhnisch lachend nach Hause. Fortan erschien die dürre Gestalt des Mönchs jeden Abend wild gestikulierend.
Aus Furcht, der geneckte Geist könnte keinen Spaß verstehen und ihm den Hals brechen, wagte der Lautemann nicht, dem Mönch die Kutte zurück zu geben. So wurde er in den Monaten nach dem frevelhaftem Raub schwächer und siechte dahin. Am ersten Jahrestag des Kuttenraubes starb der Lautemann mit dem letzten Glockenzug. Sein Nachfolger konnte ungestört läuten, nur zum Jahrestag des verübten Frevels erschien der kuttenlose Mönch und flehte um Rückgabe des Gewandes. Da man die geraubte Kutte nicht mehr auffinden konnte, legte man eine ähnliche an den Glockenstuhl. Der Geist beäugte die Kutte und bemerkte, dass ihm eine falsche Kutte untergeschoben wurde. Unter kläglichsten Gebärden zog er von dannen und kehrte immer wieder, bis mit dem Bombardement der Stadt im Siebenjährigen Krieg der Turm in Trümmer sank.

Zittau ist reich an Brauereien. Gleichwohl ist das Bier den Franziskanermönchen nicht gut genug gewesen. Ihrem Abt gelang es, dass der Stadtrat ihnen ein besonderes Brauhaus einräumte.
Der dicke Mönch Laurentius besaß einen so feinen Geschmack, dass er Brauinspektor wurde. Dreimal täglich suchte er die Malzböden auf, schöpfte mit einem Rosenholzbecher eine Hand voll Malzkörner, die er über die Gängewandelnd verzehrte. Schmeckte ihm das Malz nicht, so musste es länger lagern oder solange gemischt werden, bis es ihm mundete. Das Klosterbier wurde bald das beste in der Stadt und Jedermann wollte es haben. Die Stadtbrauereien fanden bald keine Abnehmer mehr.
Die Tochter des Klosterbrauers vertraute ihrem Geliebten an, dass Pater Laurentius zum Kühlstock hinabsteige und den Segen über das brodelnde Getränk spreche. Der Geliebte, selbst ein Brauer, und einige seiner Kameraden fielen über Laurentius her und schleppten den armen Mönch von Brauhaus zu Brauhaus, bis er alle Kühlstöcke gesegnet hatte.
Das so gesegnete Bier schmeckte jedoch essigsauer. Bei einem Handgemenge stürzten Laurentius, die Tochter des Klosterbrauers und ihr Geliebter in den Kühlstock. Bald verbreitete sich der Ruf von einem prächtigen Gebräu in der ganzen Stadt. Als aber die drei Leichname auftauchten, schüttete nun Jeder weg, was er noch im Kruge hatte. Fast alle, die von dem Jungfernbier getrunken, verfielen einer schweren Krankheit, und wer daran starb, von dem sagte man, er sei an des Malzmönchs Nachttrunk gestorben. Von diesem Tage an aber holte kein Mensch mehr Bier aus dem Klosterbrauhause. Das Volk erzählt sich, der Malzmönch in seiner Kutte ziehe, begleitet von dem ertrunkenen Brautpaar, immer zur Zeit des ersten Mondviertels um Mitternacht über die Malzböden aller Brauereien. Wo er seinen Segen spreche, da gerate das Bier. Wo aus Bosheit und Gier gehandelt werde, da verderbe das Bier. Wer es dennoch trinke, der spüre es viele Tage in seinem Körper.

Als Zittau noch dem Königreich Böhmen angehörte, regierte ein milder, weiser König und hinterließ einen unmündigen Prinzen, dem ein falscher Onkel die Krone nicht gönnte. Er behauptete, der Prinz sei auf der Jagd im Walde verunglückt und krönte sich selbst. Die Männer, welche den Prinzen töten sollten, hatten jedoch Mitleid und ließen den Knaben frei. Er bettelte sich nach Zittau durch, wo ihn ein wohlhabender Schuhmacher aufnahm. Im Zweifel, ob er den Jungen für einen Prinzen halten sollte, schwieg er und liebte den Knaben väterlich.
Der Schuhmacher lehrte ihm sein Handwerk und ließ ihn in den Wissenschaften unterrichten. So vergingen die Jahre. Die Böhmer wurden von ihrem König geknechtet und waren seiner Herrschaft müde. Der verbannte Prinz zeigte sich dem Volke. Als sie ihn sahen und an der Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Vater erkannten, riefen sie ihn zum Könige aus. Der Platz, wo dies geschah, zwischen Zittau und dem später angebauten Flecken Herrnhut, heißt noch jetzt das Königsholz. Das Haus, wo der Schuhmacher damals wohnte, hat über der Tür eine in Stein gehauene vergoldete Krone. (Neustadt 35)

Im Jahre 1709 starb zu Zittau der Ratsherr Dr. J. Chr. Meyer, der in dem Eckhause zwischen dem Markt und der Kohlgasse gewohnt hatte. Der Herr hatte sich bei Einführung der Steuern viele Härten erlaubt. Das Volk erzählt sich, der Teufel habe ihm den Hals umgedreht, jemand sehe noch heute auf seinem Grabsteine in der Kreuzkirche Spuren von Teufelskrallen. Er soll jede Nacht um zwölf Uhr sich aus seinem Grabe erheben und auf einem Wagen von schwarzen Rossen gezogen mit auf dem Rücken gedrehten Kopfe durch die Straßen der Stadt jagen.
Wer ihn erblickt, der ist dem Tode verfallen.

Das alte Zittau war wegen der Schönheit seiner Jungfrauen hochberühmt, wie schon ein alter Vers besagt, der also lautet:
Kommst Du von Bautzen ungefangen,
Und dann von Görlitz ungehangen,
Auch von der Zittau ungefreit,
So magst Du wohl sagen von guter Zeit.

Mehrere dieser Zittauer Schönheiten nahmen jedoch ein trauriges Ende. So sollen einst zwei Brüder um eine Zittauer Jungfrau in derNähe der Frauenkirche auf offener Straße gekämpft haben. Der eine von ihnen soll dabei gefallen sein. Zwei Ringe im Steinpflaster, etwa 100 Schritte vom Frauenkirchhof bezeichnen den Platz, wo der Kampf stattfand. Das Kreuz, das am Kirchhoftor liegt, ist das Denkmal des Gefallenen. Das Frauenbild aus Stein an der äußeren Kirchhofmauer nördlich vom Tor, soll jenes Mädchen zeigen, das die Veranlassung zu jenem Zweikampf war. Sie soll angeblich hier lebendig eingemauert worden sein.

In Wäldern und Büschen der Zittauer Gegend, bei Hainewalde, Dietersbach, Großschönau, Cunnersdorf oder Oderwitz erblickt man das Holzweibchen. Die kleine, alte Frau mit runzlichem Gesicht trägt eine Hocke Holz in einem Korbe auf dem Rücken oder Reißholz in der Schürze. Auf einen Stock gestützt wandelt sie einher, spinnt an Kreuzwegen oder sitzt strickend im Busch. Wer sie hässlich nennt oder gar verspottet, den haucht sie an, wovon der Spötter Beulen oder Geschwüre im Gesichte bekommt oder lahm wird. Wer die Alte aber lobt oder ihr Geschenke reicht, dem schenkt sie Gesponnenes oder Strickwaren, die sich wunderbar vermehren und Glück und Segen in’s Haus bringen.
Die Wenden erzählen gar Geschichten, dass die Alte in Haidegegenden in der Mittagsstunde den Weibern beim Flachsjäten, als Geist erschienen und eine Stunde mit ihnen gesprochen haben soll. Weibern, die ihr nicht antworteten, soll sie den Hals umgedreht haben.

Oft kam die Wassermannsfrau nach Zittau, um Fleisch einzukaufen. Sie pflegte dabei immer den Weg durch eine kleine Pforte in der Straßenmauer zu nehmen. Sie kam auch zu einem Fleischer und wollte ein Stück Fleisch kaufen. Als der Bursche das Fleisch zurecht hacken wollte, hielt sie das andere Ende fest und der Bursche hackte ihr mit seinem Beile aus Unvorsichtigkeit einen Finger ab. Die Wasserfrau schrie laut auf und rief zornig: „Warte nur, dafür sollst Du schon noch mein werden!“
Sie lief wehklagend davon und ließ sich nicht wieder sehen. Der Meister ließ nun den Burschen drei Monate lang nicht über Land gehen, um Einkäufe zu machen, damit die Wasserfrau ihn nicht samt dem Vieh ermordete. Aber nach dieser Zeit erlaubte er es dem Burschen und schickte ihn aus, um auf einem nahe gelegenen Dorfe ein Stück Vieh zu holen. Der Bursche musste auf seiner Wanderung über einen ganz kleinen Graben, in dem nur ein ganz klein wenig Wasser war. Als er hinüber schritt, packte ihn die Wasserfrau, tauchte mit ihm unter und ertränkte ihn in der Pfütze.

In der Globengasse, der heutigen Amalienstraße, lebte einst ein Tischler mit seiner Familie und seinem Lehrling. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen, die der Tischlerei viel Arbeit bescherten, wurde der Lehrling mit dem Anheizen des Ofens am frühen Morgen beauftragt, damit Leim gekocht werden konnte. Der Lehrling erwachte und es schien ihm, als dämmerte bereits der Morgen. In der gegenüberliegenden Brauerei waren bereits die Brauburschen tätig. Erschrocken sprang der Lehrling aus dem Bett, da er glaubte, verschlafen zu haben. Aus Furcht vor den Vorwürfen seines Meisters gelang es ihm nicht, das Feuer im Herd zu entzünden. So lief er zu den Brauknechten und bat, sich eine Schaufel glühender Kohlen nehmen zu dürfen. Mit stummen Blicken gewährten die Männer seine Bitte. Schnell schüttete der Lehrling die glühenden Kohlen in den Herd des Tischlers, aber sofort erloschen die Kohlen wieder. So lief der Junge ein zweites und drittes Mal zu den finster dreinschauenden und stummen Brauern, aber die Kohlen verloschen jedes Mal. Die verzweifelten Gedanken des Jungen wurden durch Uhrschläge unterbrochen. Die Uhr schlug eins, zwei, drei und so fort, bis zwölf. Es war erst Mitternacht und nicht frühmorgens, wie der Mondschein den Jungen täuschte. Entsetzt blickte der Knabe zum Brauhaus, das völlig dunkel und ohne Leben war. Von der Furcht gepackt, kletterte er die Bodentreppe hinauf und verkroch sich in seinem Bett, bis sein Meister vor ihm stand. Der Meister war am Morgen selbst zum Feuer anheizen in die Werkstatt gegangen und fand im Herd keine Kohlen oder Holz, sondern einen glänzenden Schein. Es war Gold! Der Meister war verwundert und frug seinen Lehrling, der ihn von den sonderlichen Ereignissen der Nacht berichtete und sah nun selbst mit eigenen Augen sein großes Glück. Der redliche Meister freute sich mit ihm und verwaltete das Gut des armen elternlosen Kindes ehrlich und getreu bis zur Mündigkeit des auf einmal so reich gewordenen Lehrlings.

Es war einmal ein neugieriges Kind, dem hatte man vom wilden Jäger erzählt, wie er nachts mit seinem Jagdgefolge durch die Lüfte ziehe und wie den wilden Gesellen allen der Kopf nach hinten stehe. Das neugierige Kind wollte dies mit eigenen Augen sehen. Als in einer stürmischen Nacht der wilde Jäger durch die Stadt sauste, lief das Kind zum Fenster, um die Gesellen mit den umgedrehten Köpfen zu sehen. In dem Moment als die wilde Jagd an den Fenstern vorbeizog, erwachte die Kindesmutter aus dem Schlaf und vermisste ihr Kind. Sie eilte zum Fenster und fand es dort mit nach hinten gedrehtem Kopf und starren Augen. Der wilde Jäger hatte seinem Opfer den Hals umgedreht.

Der Gründungsmythos Zittaus geht auf die „Fürstin Zittavia“ zurück, die nach dem Tod ihres Mannes ihm zu Ehren auf dem heutigen Stadtgebiet ein Benediktinerkloster für Mönche errichtet haben soll. Später wurde das Kloster in das Nonnenkloster St. Brigitta umgewandelt, das viele Frauen aufnahm. Zudem sollen viele Reisende im Dorf Station gemacht haben, so dass sich die Gebäude der Ortschaftmehrten. Nach dem Tode Zittavias ist die Ansiedlung in die Verwaltung der Herren von Leipa übergegangen. Nur eine Grabplatte, die in späterer Zeit unleserlich geworden war, soll von der Existenz der Fürsten Zittavia gezeugt haben. Lange Zeit soll eine Abschrift dieser Platte in der Johanniskirche gehangen haben, da die sagenhafte Stadtbegründerin auf dem Johanniskirchhof begraben sein soll.
Seit dem 16. Jahrhundert wird Zittavia als Begründerin Zittaus schriftlich und mündlich überliefert. In der Johannisnacht, wenn sie ihre Gruft auf dem Johanniskirchhof, gehüllt in einem bunt strahlenden Lichterkranz, verlässt, kann man ihr in der Zittauer Innenstadt begegnen. Bei ihrem Stadtrundgang überzeugt sie sich vom Fortbestehen und Wohlergehen ihrer Gründung.
Sie ist der gute Geist Zittaus und wacht über das Blühen der Stadt. Sie bringt allen Glück, die ihr freundliches Auge trifft.

Beim Bau der Dreifaltigkeitskirche zu Zittau, der heutigen Weberkirche, schloss ein Meister mit seinem Gesellen eine Wette, wer am schnellsten und ohne Tadel einen noch unvollendeten Strebepfeiler fertig stellen kann. Beide begannen ihr Werk zeitgleich und arbeiteten emsig. Meister und Geselle ruhten nie und Zeit zum Essen gönnten sie sich kaum. Zwei Tage und zwei Nächte waren so vergangen und die Pfeiler ihrer Vollendung nahe, als die Kräfte des Meisters, die an die anhaltende und schwereArbeit nicht gewöhnt waren, immermehr zu schwinden begannen. Fieberhaft zitternd in Folge seiner Erschöpfung setzte er Stein auf Stein, doch seine Mühen waren umsonst als in der Mittagsstunde des dritten Tages vom Gerüst des anderen Pfeilers der freudige Ruf „Fertig“ erscholl, der eine Leichenblässe auf dem Antlitz des Meisters hervorrief. Unten jubelten die anderen Gesellen und die Zittauer, die dem eigentümlichen Wettkampf mit steigendem Interesse und Teilnahme zugeschaut hatten. Der Meister stieg von seinem Gerüst, betrachtete den Pfeiler des Gesellen und konnte keine Mängel entdecken.Wut packte ihn bei Antlitz des jungen Siegers und er erstach den Gesellen mit einem Dolch. Der Mauermeister wurde durch das Schwert des Stadthenkers gerichtet, sein Kopf rollt noch heute manchmal nachts über den Kirchhof der Weberkirche. Zum ewigen Andenken an diese Begebenheit wurden an den Pfeilern, die im Volksmund „Wettpfeiler“ genannt werden, und sich an der Westseite des Gotteshauses befinden, zwei Nischen angebracht, und das Kreuz mit dem Dolch und dem Schwert in die Mauer eingefügt.

Im Jahre 1695 fand die Magd des Kaufmanns Junge zu Zittau im Bett des bei diesem wohnenden Schülers Gottfried Heinrich Pursche ein zugenähtes ledernes Beutelchen. Als man es öffnete, fand man darin ein Stückchen mit Blut getränktes Papier und ein mit Blut geschriebenes Zettelchen. Auf der einen Seite desselben stand: „Seegen zum Festmachen ††† Satan Gott Juva permittere necesse est oportet Nagel (d. h. Teufel) der erste ist mein Schutz.“ Die andere Seite enthielt die Worte: „Gottfried Heinrich Pursche. O Satan, ich will Dir dienen, ja ich will Dich auch lieben bis in den Tod, gib nur, dass ich meine Feinde überwinden möge, hiermit hast Du mich selbst, mache mich stark, fest und unüberwindlich.“ Pursche gestand, er habe zwei solche Zettel, den einen mit Tinte, den anderen mit Blut geschrieben, der erste sei verloren gegangen, den anderen habe er vor das Fenster gelegt, dass ihn der Teufel holen solle. Dieser holte das Papier aber nicht, daher nähte es Pursche in ein Säckchen und trug es am Halse mit sich herum, nahm es aber ab, als er am Gründonnerstag zum Abendmahl ging und verbarg es im Bett, wo man es fand.
Nachdem er in Besserungshaft genommen wurde, ist er zu Peitschenhieben verurteilt und des Landes verwiesen worden.

Als nach dem großen Stadtbrand in Zittau im Jahre 1608 an die armen Abgebrannten im Väterhofe Brot verteilt wurde, begab es sich, dass eines Vormittags viele Arme erst wieder auf den Nachmittag bestellt wurden, weil der Brotvorrat nicht mehr reichte. Als nun am Nachmittag die Schränke wieder geöffnet wurden, waren diese auf wundersame Weise mit Brot angefüllt worden.

In der Neujahrsnacht des Jahres 1756 und um die Mitternachtsstunde der folgenden Tage wurde ein verkrüppeltes und verrunzeltes altes Frauenzimmer vor der Johanniskirche und auf vielen Straßen mit einem Besen eifrig, den gerade gefallenen Schnee zusammen kehrend, gesehen. Einige, die sich ein Herz fassten, frugen sie, was sie da mache und wer sie sei, und sie antwortete: „Ich bin das Aschenweibchen der Stadt und kehre die Asche zusammen, aller Orten wo welche liegt. Ich habe noch lange zu tun, denn sie liegt bergehoch und auf allen Gassen, doch hier (vor der Johanniskirche) gerade zumeist.“ Da sich diese Erscheinung nun täglich wiederholte und die ganze Stadt in Schrecken versetzte, beschloss der hochedle Rat, der Sache ein Ende zu machen und die vermeidliche Landstreicherin einzufangen. Die Stadtsoldaten, mehrere Ratsherrn an der Spitze, lauerten ihr eines Nachts auf, sie erschien auch wie gewöhnlich, man rief sie an, allein sie ließ sich in ihrem Kehren durchaus nicht stören und als man nach ihr schlug und griff, verschwand ihre Gestalt in Luft. Sie kehrte aber darauf die nächsten Nächte nach wie vor fort, doch wagte sich niemand mehr an sie heran. So konnte man sie jede Nacht eifrig kehren sehen, bis am 23. Juli des Jahres 1757 die mit den Sachsen verbundenen Kaiserlichen Truppen, die von einigen 100 Preußen besetzte Stadt auf einmal bombardierten und zum Großteil in Asche legten. Eine der ersten Bomben schlug in die St. Johanniskirche und steckte sie in Brand. Überall dort wo das graue Mütterchen früher fegte, waren glühende Kugeln gefallen und die Gebäude gingen in Flammen auf. Während des Brandes aber sah man eine graue Gestalt über die glühenden Trümmer schweben und mit einem Besen Wolken von Asche vor sich herfegen. Nun begriff man die warnende Erscheinung des grauen Mütterchens, aber leider zu spät. Seitdem schwebt es in der Silvesternacht und am Vorabend des so genannten Brandfestes, am 22. Juli, wie ehedem fegend durch die Straßen der Stadt und ruft dadurch allen leichtfertigen Bürgern die Lehre zu: „Seid wachsam und hütet Euch, dass das Unglück nicht noch einmal unerwartet über Euch komme und Euch ganz vernichte.“

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