Umgebindehaus

Die ländliche Kultur der Südlausitz

Zur Zeit seiner größten Blüte umfasste das Territorium der Stadt Zittau eine Ostwestausdehnung von Reichenau (poln. Bogatynia) im Osten bis Ebersbach im Westen.

Museum Dittelsdorf, Umgebindehaus, 1775

Über Jahrhunderte hinweg hat der Zittauer Rat das Gebiet der Stadt planmäßig ausgedehnt und Dorf um Dorf hinzuerworben. Diese Ratsdörfer bildeten eine wichtige Grundlage für die ökonomische Blüte der Stadt, denn die Stoffe, die dort produziert worden sind, wurden von den Zittauer Kaufleuten mit großem Geschick weithin verhandelt. In diesem Gebiet wurden Ressourcen gewonnen, die für den Aufbau der Stadt wichtig waren, es gab große Wälder und Steinbrüche, dazu eine umfangreiche landwirtschaftliche Produktion. Aber auch in den Dörfern, die in dieser Zeit expandierten, hat das 17. und 18. Jahrhundert umfangreiche Spuren hinterlassen: Die Kirchen wurden um- und ausgebaut und erhielten aufwändige künstlerische Ausstattungen, nicht selten durch Anregung des Zittauer Rates und Ausführung von Zittauer Künstlern.

Die prägende Bauform der Dörfer in der Oberlausitz und im angrenzenden böhmischen Grenzraum die – Umgebindehäuser – entstand zu dieser Zeit. Sie bestehen aus einer Kombination aus Block- und Fachwerkbau. Die Blockstuben werden von einem Tragskelett umschlossen („umbunden“), das das Fachwerk des Obergeschosses sowie das Dach trägt. Seit dem 18. Jahrhundert bildet dieses Umgebinde in barocker Gestaltungsweise Bögen aus, die den Häusern ihr charakteristisches Gepräge verleihen. Seit dieser Zeit ist der Eingang ist oft als steinerner Türstock ausgebildet, entweder aus Sandstein oder aus Granit.

Im Inneren der Häuser entfaltete sich eine durch prägnante Möbel und Alltagsgegenstände ausgezeichnete Alltagskultur, die in der Sammlung mit zahlreichen eindrucksvollen Beispielen vertreten ist. Charakteristisch für diese besonders in der südlichen Oberlausitz verbreiteten Möbel sind die bunte, fast schon grelle, Farbigkeit. Dabei ist der Fond meist dunkelgrün. Er wird von Ranken und Blumen geradezu übersponnen. Besonders prägend sind die altertümlich gezimmerten Stollenschränke, die zusätzlich zwiebel- oder rautenförmige Ornamentfelder und vor allem Inschriften mit meist biblischen Sprüchen aufweisen. In der Ausstellung der Städtischen Museen kann man nachgestellte ländliche Interieurs erleben.

Überdies gehört der Stadt Zittau im Ortsteil Dittelsdorf ein besonders schönes Umgebindehaus, das vom dortigen Museumsverein als Museum betrieben und erlebt werden kann. Der heutige Bau geht im Kern auf das 17. Jhd. zurück. Er erhielt bei einem Umbau 1775 seine jetzige Form als prachtvoller Langständerbau mit sehr hohem Dach, jedoch auch mit ortstypisch geringen Raumhöhen von teilweise unter 2 m. 

Ein besonderer Wert des Hauses sind barocken, reich gegliederten Zierblenden der Fenster. Ihre Form gilt als einem Schützenadler nachempfunden. Sie sind oberlausitzweit einmalig. Das Gebäude ist heute im städtischen Besitz und wird vom Dittelsdorfer Museumsverein als Museum betrieben.

Museum Dittelsdorf

Virtuelles Umgebindehaus

Text: Wieland Menzel und Peter Knüvener

Blick in eine Stube eines Umgebindehauses

Stube eines Umgebindehauses

Das Zimmer befindet sich im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster in Zittau.

Städtische Museen Zittau

Virtueller Rundgang durchs Kulturhistorische Museum

Blick in ein Schlafzimmer eines Umgebindehauses

Schlafzimmer eines Umgebindehauses

Das Zimmer befindet sich im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster in Zittau.

Städtische Museen Zittau

Virtueller Rundgang durchs Kulturhistorische Museum

Territorium der Chur Sächs. Sechs. Stadt Zittau in der Oberlausitz

Territorium der Chur Sächs. Sechs. Stadt Zittau in der Oberlausitz
Daniel Montalegre, gedruckt von Johann George Schreiber in Leipzig, M. 18. Jh.
Kupferstich, koloriert

Der Plan zeigt das Territorium von Zittau zu seiner größten Ausdehnung. Zahlreiche Dörfer zwischen Ebersbach und Reichena (heute poln. Bogatynia) gehörten zum Zittauer Gebiet, darunter weite Teile des Zittauer Gebirges.

Landschaft mit Häusern (Jonsdorf im Zittauer Gebirge?), 1867

Franz Wilhelm Leuteritz Landschaft mit Häusern (Jonsdorf im Zittauer Gebirge?), 1867

Franz Wilhelm Leuteritz
Landschaft mit Häusern (Jonsdorf im Zittauer Gebirge?), 1867
Öl auf Leinwand

Das Gemälde gibt eine dörfliche Situation im Zittauer Gebirge wider. Hinter dem Acker und den Bäumen werden die für die Region typischen Umgebindehäuser sichtbar, die von den Künstlern der Romantik als landschaftstypisches Element geschätzt und festgehalten wurden.