Projekte der Städtischen Museen

Aktuelle und vergangene Projekte

Ausstellungen, Theater und Veranstaltungen aus Anlass der Ereignisse vor 90 Jahren in Zittau und in Hainewalde

 

Virtueller Rundgang durch die Ausstellung

Zittau 33. "Machtergreifung" in der südlichen Oberlausitz. Ein Quellen- und Leseheft (kostenloser Download)

Programm März bis September 

Programm September 2023 bis März 2024

Ein schöner Beitrag von Grit Krause, MDR Kultur - zum Lesen und zum Hören

Beitrag von Sachsen Fernsehen Lausitz

Beitrag zum Schutzhaftlager Hainewalde (Sachsen Fernsehen Lausitz)

Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten jährt sich am 30. Januar 2023 zum 90. Mal. Dies nehmen die Städtischen Museen Zittau und zahlreiche Partner aus Zittau und Umgebung zum Anlass, das Projekt „Zittau33. Machtergreifung in der südlichen Oberlausitz“ zu realisieren. Im gesamten Jahr werden in Veranstaltungen und Ausstellungen die wenig bekannten Hintergründe der Ereignisse vor 90 Jahren vermittelt. Die „Machtergreifung“ fand nicht allein in den großen urbanen Zentren statt, sondern wurde innerhalb kürzester Zeit auch in kleinen Städten und sogar Dörfern durchgesetzt: Menschen, die dem im Weg standen, wurden entlassen, terrorisiert, inhaftiert, enteignet, entrechtet oder umgebracht. Auch in Zittau wurde die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler von vielen Menschen begeistert gefeiert. Abweichler wurden nicht geduldet. Die Nationalsozialisten schufen ein Klima der Angst.

Eine Sonderausstellung in den Städtischen Museen Zittau thematisiert die lokale und regionale Ereignisgeschichte beginnend in der Weimarer Zeit bis zur „Machtergreifung“. Hier werden aktive und passive Akteurinnen und Akteure vorgestellt und deren Strategien beleuchtet.

Im Schloss Hainewalde hatte die Sturmabteilung (SA) der NSDAP kurz nach der Machtergreifung das erste sogenannte Schutzhaftlager Sachsens eingerichtet, in dem Andersdenkende inhaftiert und auch gefoltert wurden. Hier wurden Erfahrungen gesammelt, die später in den berüchtigten großen Konzentrationslagern zum Einsatz kamen. Eine Dauerausstellung in Kooperation mit dem Schlossverein Hainewalde soll die Einrichtung und den Betrieb eines frühen Konzentrationslagers an einem originalen Beispiel erzählen.

Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Performances, Konzerte und viele weitere Veranstaltungen zu diesem Themenkomplex finden von Februar 2023 bis ins Jahr 2024 statt, organisiert von den Städtischen Museen Zittau, der Hillerschen Villa, der Kreismusikschule Dreiländereck, der Ev. Luth. Kirchgemeinde St. Johannis Zittau, der Volkshochschule Dreiländereck und anderen Partnern. Das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau inszeniert in einer Aufführung sich selbst, es beleuchtet seine eigene Geschichte. Nachdem das Theater 1932 abgebrannt war, wurde 1936 ein neues eröffnet. Dieser nationalsozialistische Bau ist bis heute die Zittauer Spielstätte.

Das Projekt „Zittau33. Machtergreifung in der südlichen Oberlausitz“ hat das Ziel, vor dem Hintergrund heutiger Bedrohung der Demokratie, des zunehmenden Antisemitismus, von Ausländerfeindlichkeit und von Glauben an Verschwörungserzählungen an die historischen Ereignisse vor 90 Jahren zu erinnern. Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Aufklärung und Sensibilisierung für die Parallelen zwischen damals und heute.

Eine zeitgeschichtliche Ausstellung wie diese lebt vom Mitmachen! Mit Sicherheit finden sich in Privathaushalten noch wichtige Objekte und Dokumente, die für die geplante Ausstellung von großer Bedeutung sind. Die Städtischen Museen Zittau rufen daher alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich an das Museum zu wenden, sollten sie Objekte oder wichtige Dokumente besitzen. Die Exponate sollten aus dem Zeitraum rund um das Jahr 1933 stammen. Das können private Notizen, Tagebücher, Postkarten, Briefe und sonstige Dokumente oder Erinnerungsstücke sein.

Bitte melden Sie sich unter museum@zittau.de oder 03583/554790.
 

Premiere des Stückes „Grenzlandtheater“ im Gerhart-Hauptmann Theater in Zittau ist am 1. April 2023. Informationen finden Sie unter https://www.g-h-t.de
Die Ausstellungen in Hainewalde und Zittau werden am 15. September 2023 eröffnet. Laufzeit der Zittauer Ausstellung ist bis zum 24. März 2024.
Im gesamten Jahr finden die Veranstaltungen an verschiedenen Standorten in Zittau sowie in Hainewalde statt. Alle Informationen in Kürze auf www.museum-zittau.de sowie www.hillerschevilla.de

Hauptförderer des Projektes ist die Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

Blog der Netzwerkstatt zur Machtergreifung33

 

02.07.2022 - 01.07.2023 (verlängert bis 17.09.2023)
1000undDeineSicht - Vom Ausbruch zum Aufbruch aus der Pandemie

Als die Grenzen in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien pandemiebedingt geschlossen wurden, kam das einem Schock gleich. Der Prozess der Reflexionen über die Erfahrungen in der Pandemie ist längst im Gang – Die Anzahl der Sichtweisen scheint so vielfältig, wie die Menschen selbst.
Erstmals wurde deutlich, wie eng die Region inzwischen vernetzt und aufeinander angewiesen ist. Das gilt für viele Bereiche, auch für Kunst und Kultur. Die vielen unterschiedlichen Sichtweisen auf die Wirklichkeit sollen jetzt mit einem künstlerischen Projekt und einem großen Festival aufgegriffen werden.  

Das dreisprachige Projekt »1000 & Deine Sicht – Vom Ausbruch zum Aufbruch aus der Pandemie“ (CZ/DE/PL) bietet die Möglichkeit , die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und die Sichtweisen anderer kennenzulernen. Hierzu wird es verschiedene Festivalformate und Ausstellungen geben. „1000 & Deine Sicht“ ist eine Einladung zur Perspektiverweiterung. Ein Plädoyer dafür, die eigenen Grenzen zu öffnen und sich in die Sichtweisen anderer hineinzuversetzen.

Der “1000 & Deine Sicht“-Festivalsommer startet am 24. Juni mit dem AHOJ Festival in Zittau. Es beginnt hier eine Foto- und Kunstausstellung im öffentlichen Raum, die an vielen Orten in der Dreiländereckregion verschiedene Blickwinkel zeigt.

An der deutsch-polnischen Grenze in der Europastadt Görlitz-Zgorzelec eröffnet am 1. Juli mit dem Osmodrama-Festival eine Kathedrale für die Nase. Der Künstler und Erfinder Wolfgang Georgsdorf hat hier eine neue Kunstform erschaffen, die zu Sinneserlebnissen einlädt, wie wir sie in dieser Form noch nicht kennen. Konzerte, Filme, Klangkulissen und Hörspiele für Kinder und Erwachsene in drei Sprachen werden von Gerüchen begleitet. Das Erleben, das Sich-Wundern und das Erkennen stehen im Zentrum.

In Zittau verwandelt sich das besondere bisher unzugängliche Gebäude der einstigen Baugewerkeschule in einen Ort der Kunst. In dem architektonischen Juwel laden ab dem 17. September neben dem „Zentrum für offene Fragen" viele weitere Arbeiten, Medien und Rauminstallationen verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus Polen, Tschechien und Deutschland dazu ein, die eigenen Erfahrungen zwischen dem Ausbruch der Pandemie und ihren Folgen zu verhandeln und bestenfalls die eigenen Krisenerfahrungen für sich in Zukunft nutzbar zu machen.

Mehr Informationen und alle Termine unter:
www.1000undDeineSicht.eu

Ein Video zur Ausstellung von Oberlausitz TV finden Sie hier.
Alle Veranstaltungsorte finden Sie hier.

Öffnungszeiten:
17.9.2022 bis 30.12.2023 / 1.4.2023 bis 1.7.2023
Do-Fr 10:00-17:00 Uhr
Sa-So 14:00-18:00 Uhr
Geschlossen: 24./25./31.12.2022
Winterpause: 1.1. -31.3.2023

Eintrittspreis:
5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Ab 1.6.2023 kann die Sonderausstellung „1000&DeineSicht“ kostenfrei besichtigt werden. Wer möchte und kann, ist eingeladen, im Lesecafé einen symbolischen Eintritt nach dem Prinzip „Gib, was Du willst“ zu bezahlen.

Die Sakristei der Kreuzkirche Zittau wies gravierende Bauschäden auf. Vertikale Risse durchzogen das Bauwerk vom Erdgeschoss bis zum Dachbereich. Die Risse wurden stetig größer und eine Prüfung durch den Statiker Jörg Rudolph ergab, dass hier Handlungsbedarf bestand (erste Beobachtungen und Erörterungen im Januar 2020, dann vertiefende Untersuchungen im Winter 2020/21). Durch Untersuchungen des Fundamentbereichs und des kompletten Bauwerkes wurden die Ursachen für das Auseinanderbrechen geklärt: Der Technikraum der Klimaanlage des Großen Fastentuches lastete auf dem Gewölbe der Sakristei, das damit vergrößerten Druck auf die Außenwände ausübte. Die fehlerhafte Konstruktion des Pultdaches bewirkte zudem, dass die Wände auch im Obergeschoss auseinandergedrückt wurden. Beide Effekte bewirken ein Auseinanderbrechen des Bauwerkes.

Im Jahr 2021 (abschließende Maßnahmen 2022) wurden folgende Arbeiten durchgeführt: Als vorbereitende Maßnahmen wurden durch Torsten Nimoth (Sächs. Landesamt für Denkmalpflege) die Innenwände des Chores der Kreuzkirche auf bisher unbekannte Farbfassungen untersucht, da in den Wänden Bohrungen durchgeführt wurden. Im Vorfeld sind die originalen Oberflächen mit Farbfassungen im Obergeschoss der Sakristei durch die Restauratoren Schirmer und Ander gefestigt und gesichert worden. In der Gewölbezone der Sakristei im EG wurden in nordsüdlicher Richtungen Bohrungen vorgenommen und vier Edelstahlanker eingebracht, die die Statik hier wiederherstellten. Im Dachraum wurde eine entlastende Metallkonstruktion eingebracht, die die Schub des Pultdaches aufnahm. Als weitere Maßnahme wurde der Technikraum an eingebrachten Stahlträgern im Dachraum aufgehängt, um den Schub vom Gewölbe der Sakristei zu nehmen. Im Anschluss wurden Risse verpresst und die Fassungsschäden beseitigt und geschlossen. Durch diese Maßnahmen ist die Standsicherheit des Sakristeianbaus der Zittauer Kreuzkirche wieder nachhaltig gewährleistet. 

Dr. Peter Knüvener

Das Projekt wurde gefördert vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen.

Vorzustand Außenbau Kreuzkirche Zittau

Vorzustand Außenbau Kreuzkirche Zittau

Detail Dachraum

Detail Dachraum

Detail Gewölbe Sakristei

Detail Gewölbe Sakristei

Einbringung Stahlstangen

Einbringung Stahlträger Dach

Einbringung Stahlträger Dach

Fassade

Fassade

Nachzustand mit Ankern

Nachzustand mit Ankern

Bezeichnung des Programms: Kooperationsprogramm INTERREG Polen–Sachsen 2014-2020

Lead Partner: Landesamt für Archäologie Sachsen

Projektpartner: Uniwersytet Przyrodniczy we Wrocławiu, Museum Bautzen, Muzeum Ceramiki w Bolesławcu, Stadt Zittau | Städtische Museen Zittau, Euroregionalne Centrum Kultury i Komunikacji EUROREGION Pieńsk

Projektbudget:  1 602 818,72 €
Beantragter EFRE-Anteil:  1 362 395,72 €

Beschreibung des Projekts:
Das Projekt soll dazu beitragen, im sächsisch-polnischen Grenzgebiet vorhandene archäologische Kulturdenkmale wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, »in Wert zu setzen« und einen umfassenden Blick auf das gemeinsame Kulturerbe in der Oberlausitz beiderseits der Grenze zu eröffnen. Mit Hilfe mehrsprachiger Ausstellungen und Präsentationen werden Schlaglichter aus der tausendjährigen Oberlausitzer Geschichte präsentiert, darunter der Frieden von Bautzen 1018, der Sechsstädtebund 1346 und die Zeit der napoleonischen Kriege mit dem Gefecht am Bober 1813. Parallel dazu werden Vermittlungsmaßnahmen wie Workshops, Führungen an archäologischen Stätten durchgeführt sowie Begleitheften zu archäologischen Kulturdenkmalen erarbeitet. Im Rahmen von archäologischen Erkundungen werden neue Erkenntnisse über die archäologischen Fundstellen und Denkmäler gewonnen und der Öffentlichkeit unmittelbar zur Verfügung gestellt.

Projektziele:
Verbesserung der touristischen und kulturellen Attraktivität des Fördergebiets sowie der kulturellen Teilhabe durch die Förderung des kulturellen und archäologischen Erbes und dessen nachfolgende öffentlichkeitswirksame Präsentation.

Projektlaufzeit:
01.10.2019-31.03.2022

Zittau und der Sechsstädtebund

Der 1346 gegründete und von Kaiser Karl IV. nachdrücklich genehmigte Sechsstädtebund – auch Hexapolis genannt – war ein Zusammenschluss der Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban (heute polnisch Lubań), Löbau und Zittau. Er entstand in einer Zeit, in der sich auch anderswo im Römisch Deutschen Kaiserreich Städte zusammenschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Man wollte im Handel zusammenstehen und den Landfrieden mit vereinter Kraft durchsetzen.
Der Oberlausitzer Sechsstädtebund ist aber zweifellos einer der berühmtesten und langlebigsten und spielt auch heute noch im regionalen Bewusstsein eine wichtige Rolle, bestand er doch immerhin bis 1815.
In der Ausstellung werden die Städte und ihre Funktion im Bund vorgestellt. Warum schlossen sich die Städte zusammen? Wie funktionierte der Bund? Was machte ihn besonders schlagkräftig?
Besonderer Fokus liegt auf Zittau und seiner mittelalterlichen Geschichte. Die Stadt an der Mandau gehörte mit Bautzen und Görlitz zu den drei führenden Mitgliedern im Bund und verdankte ihre Gründung dem Böhmischen König Ottokar II. Die Verbindungen nach Böhmen waren hier immer besonders eng, lag die Stadt doch direkt an der alten Handelsstraße, die von Prag durch das Zittauer Gebirge nach Norden Richtung Hanseraum führte. Zur Zeit Kaiser Karls IV. erlangte die Straße und das Zittauer Land einen Bedeutungszuwachs, der sich in der Errichtung zahlreicher Bauwerke wie der Zollburg Karlstein, der Klosterburg Oybin und dem Kaiserhaus in Zittau zeigt.
Durch die archäologischen Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte auf Plätzen und Straßen Zittaus ist das Wissen über die mittelalterliche Stadt stark angewachsen. In der Ausstellung werden wesentliche Funde und Ergebnisse vorgestellt. Es wird ein Bild dieser spannenden und für die Region grundlegenden Zeit gezeichnet werden.

zur Projekthomepage 

Öffentliche Ausschreibungen 

Illustration
Künstlerische Plakat-Illustrationen für Kinder zum Ausstellungsthema „Zittau und der Sechsstädtebund“ 
Themenbereich: Lokalgeschichte (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) der Stadt Zittau, Regionalgeschichte der Oberlausitz, Geschichte des Sechsstädtebundes, Illustrationen für Kinder  

Der Klosterhof mit 22 Grufthäusern gilt als ein einzigartiges Denkmal der Begräbniskultur in Mitteleuropa. In diesen Grabbauten haben sich künstlerisch herausragende Grabdenkmäler erhalten, die zusammen mit dem Zittauer Epitaphienschatz einen der Sammlungsschwerpunkte der Städtischen Museen Zittau ausmachen.

Seit Jahren wird der Klosterhof Schritt für Schritt saniert. 2016–19 konnten wichtige Konsolidierungsmaßnahmen im Fundamentbereich dank Fördermittel der EU durchgeführt werden. Diese sind die Basis weiterer Arbeiten. Vordringlich ist die Sanierung des Grabmals im Besserschen Grufthaus. Sie ist aufgrund des starken Zersetzungsgrades des Sockels, den akuten Lockerungen der Vergoldung und der farbigen Bemalung dringend nötig.

Dank der Spende von Birgit und Steffen Bollmann, der Zuwendung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung im Rahmen der aktuellen „Corona-Förderlinie“  und der Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kann die Figur restauriert werden. Aktuell befindet sich Hermes bei Andreas Muth in Zwickau im Atelier für Steinrestaurierung. Auch  die Neuanfertigung der hölzernen Falltür zum Gruftgewölbe, die neue Ausmalung des Grufthauses und die Restaurierung der schmiedeeisernen Gittertür können dank weiterer Spenden u.a. von Peter Besser und des Rotary Clubs Dreiländereck umgesetzt werden.

Christian Besser (1660–1734) kam 1690, nach seiner Ausbildung in Dresden nach Zittau, wo er als Kaufmann tätig und 1731 Ratsmitglied wurde. Er war Senior der 1705 gegründeten Zittauer Kaufmannssozietät. Seine erste Ehe endete 1696 nach fünf Jahren mit dem Tod der Frau Anna Dorothea, geb. Münch, was den Anlass zur Errichtung des Grufthauses gegeben haben dürfte.

Der als Kaufmann sehr erfolgreiche Besser gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten Zittaus im 18. Jahrhundert und hinterließ gemeinsam mit seinem Sohn Carl Christian (1709–1769), dem Auftraggeber des Grabmals, tiefe Spuren in der Geschichte und Kunstgeschichte der Stadt. Das Palais des Kaufmanns in der Zittauer Innenstadt ist erhalten geblieben und als „Alte Post“ (Ecke Bautzner Straße/Kirchstraße) bekannt.

In der Sammlung der Städtischen Museen befinden sich verschiedene Exponate, die auf Carl Christian Besser zurückgehen: sein Porträt, eine von ihm für eine Zittauer Kirche gestiftete Taufschüssel und die berühmte Lostrommel der Zittauer „Jungfern-Lotterie“, durch die mittellose unverheiratete Zittauer Mädchen unterstützt wurden.

Das Grabmal ragt unter der zeitgenössischen Grabmalskunst heraus, denn es zeigt den antiken Gott Hermes (römisch Merkur), den Gott des Handels. Der Tuchballen zu seinen Füßen deutet darauf hin. Besser wurde reich durch Leinwandhandel. Hermes galt in der Antike aber auch als Führer der toten Seelen in die Unterwelt. An die Hermesfigur lehnen sich zwei barocke Kartuschen mit umfangreichen Grabinschriften. Darin rühmt sich Besser seines Reichtums. Der Sandstein, aus dem die Figur besteht, wurde ebenso wie der schwarze Marmor der Kartuschen importiert, möglicherweise aus Böhmen. Naturwissenschaftliche Analysen zur Herkunft des Materials stehen noch aus. Die Skulptur steht in der Qualität ihrer Ausführung in der weiteren Umgebung für sich. Zwischen Dresden und Prag dürfte es wenige vergleichbare Werke geben.

Hermes ist zurück

Die Hermesstatue aus der Besserschen Gruft ist zurück in Zittau. Nach erfolgter Restaurierung erstrahlt die Sandsteinfigur nun in neuem Glanz. Restaurator und Steinmetz Andreas Muth und Restauratorin Claudia Herrmann haben die Statue in akribischer Arbeit in ihrer Werkstatt in Zwickau wiederhergestellt, Schadstoffschichten sorgsam entfernt, die ursprünglichen Farbpigmente gesichert und so der Figur neues Leben eingehaucht. Nach dieser „Schönheitskur“ legte Hermes einen Zwischenstopp im Dresdener Schloss ein, wo die Statue für mehrere Monate präsentiert wurde. Im September 2022 fand dort eine Tagung zum Thema „Der Zittauer Hermes in Dresden“ statt. Hermes konnte hierdurch bereits viele Besucher anziehen und auf ein interessiertes Publikum treffen. Nun ist die Statue an ihren alten Standort im Zittauer Klosterhof zurückgekehrt.

Die Restaurierung wurde im Zuge der allgemeinen Sanierung der Grufthäuser des Klosterhofes durchgeführt. Verwirklichen ließ sich das Projekt durch Spenden von zahlreichen Förderern und Sponsoren. Die Städtischen Museen Zittau danken deshalb sowohl der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Zittauer Ehepaar Birgit und Steffen Bollmann als Hauptsponsoren, als auch den vielen anderen Spendern, deren Mittel die Restaurierung überhaupt erst ermöglichten. Die Präsentation in Dresden erfolgte in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und wurde unterstützt vom Freistaat Sachsen im Rahmen der Kampagne „So geht sächsisch“.

An dem ursprünglichen Standort in der Besserschen Gruft steht Hermes erhöht auf einem Sockel. Neben seinen Beinen ist eine schwarze Marmorkartusche angebracht, die zwei Inschriften trägt. Hierauf wird zum einen Christian Bessers (1660-1734) gedacht und dessen Lebenswerk als Ratsherr, Kaufmann und Wohltäter gerühmt. Die andere Inschrift erinnert an Christiana Sophia Besser (1678-1751), die zweite Ehefrau von Christian Besser. Auftraggeber des Hermes dürfte ihr Sohn Carl Christian Besser gewesen sein, nachdem das Erbbegräbnis der Familie vermutlich schon seit 1696 auf dem Zittauer Klosterhof bestand.

Die Verwendung der Statue einer antiken Gottheit auf einer christlichen Begräbnisstätte ist sehr ungewöhnlich, würde man doch eher Engel, Tugenden oder Darstellungen der Passion als plastischen Schmuck erwarten. Jedoch fällt Hermes hier eine ganz besondere Rolle zu: Er gehört zu den zwölf Hauptgöttern des Olymps, seine lateinische Entsprechung ist Merkur. Als Götterbote ist Hermes zwar bekannt, doch seine Aufgaben sind weitaus vielfältiger. Er war gleichzeitig Gott des Handels, des Reisens und des Marktes, aber auch Führer der sterblichen Menschen in die Unterwelt. Zu den Attributen, mit denen er häufig dargestellt wird, gehören Flügelschuhe und ein geflügelter Helm. In dieser Art präsentiert sich auch der Zittauer Hermes, dem eine doppelte Funktion zukommt. Zum einen spiegelte er das Wirken des Kaufmanns Christian Besser wider, der als Leinwandhändler zu Reichtum gekommen war. Sinnbildlich dafür ist das Paket mit Stoffen oder Leinwänden zu Füßen des Hermes zu deuten. Auf der Begräbnisstätte dürfte Hermes aber vorrangig in seiner Eigenschaft als Führer der Verstorbenen in die Unterwelt, den Hades der griechischen Mythologie, fungieren.

Zur Rückkehr des Hermes findet im Klosterhof der Städtischen Museen Zittau eine Festveranstaltung statt. Im Beisein des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer wird die restaurierte Statue am 11. Juli um 19 Uhr in einer Feierstunde offiziell willkommen geheißen. Zu den Feierlichkeiten werden auch Paket- und Briefzusteller aus der Region eingeladen, um an die Funktion des Hermes als Bote zu erinnern.

Unser Antrag "entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft" bei der Kulturstiftung des Bundes hat den Zuschlag bekommen. Damit gehören wir zu einer Reihe deutscher Stadtmuseen, die beim "Stadtgefährten-Fonds" der Stiftung ausgewählt wurden.

Webseite Kulturstiftung Bund

entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft

Spätestens seit 2015 wird auch in Zittau die Ankunft von Geflüchteten kontrovers diskutiert. Für die Stadt im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland ist es aber nicht die erste Erfahrung mit Geflüchteten und deren Integration in die Stadtgesellschaft: Schon 1622 waren evangelische Glaubensflüchtlinge aus Böhme in die Region gekommen. Sie brachten neues Wissen mit, das eine Grundlage für den kulturellen Aufschwung der Stadt und seines Umlandes im 18. Jahrhundert bildete. Auch im Juni 1945 verloren etwa 24.000 BewohnerInnen aus dem „Zittauer Zipfel“ ihre Heimat, ein eng umgrenzter Bereich östlich der Neiße, der mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges polnisches Gebiet wurde. Diese Menschen gingen in die nahen Ortschaften westlich der Neiße und blieben großenteils dort – auch wenn sie sich anfangs nicht immer willkommen fühlten. Jenseits der neuen Grenze wurden ebenso Vertriebene und Heimatlose als Folge des Krieges, oft gegen ihren Willen, angesiedelt. Nach 1991 kamen wieder Geflüchtete nach Zittau: diesmal zunächst vom Balkan, später aus Tschetschenien, Afghanistan, Irak, Eritrea oder Syrien.

Vor diesem historischen Hintergrund wird das Projekt entKOMMEN gemeinsam mit den EinwohnerInnen der Stadt Fluchterfahrungen in den verschiedenen Jahrhunderten in den Blick nehmen. SchülerInnen und SeniorInnen, Menschen mit eigener Fluchterfahrung sowie Heimat- und Geschichtsinteressierte werden eingeladen, in Workshops und Kunstprojekten zusammenzuarbeiten.

Auf Grundlage dieser im binationalen Partnernetzwerk erarbeiteten Projektergebnisse wird von Februar bis Juni 2020 eine Ausstellung in den Städtischen Museen Zittau zu sehen sein. Auch das Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau wird mit einer eigenen Inszenierung Teil des Projekts sein.

Aktionen im öffentlichen Raum finden ab Sommer 2019 in Zittau statt.

entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft“ ist in Projekt der Städtischen Museen Zittau und der Hillerschen Villa -Soziokultur im Dreiländerreck mit den Partnern:

  • Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau
  • Freiraum Zittau e.V.
  • Deutsches Rotes Kreuz – Kreisverband Zittau e.V
  • Christian-Weise-Gymnasium Zitta
  • Volkshochschule Dreiländereck
  • Museum Dittelsdorf
  • Bractwo ziemi bogatyńskiej (Bruderschaft des Bogatynia-Landes)
  • Koło Związku Sybiraków (Verband der Sibirier, Bogatynia)

Das Projekt „entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft“ wird gefördert im Fonds Stadtgefährten der Kulturstiftung des Bundes.

Ausstellung (23.2.-18.10.2020)

 

Kunst im Öffentlichen Raum
Projekt entKOMMEN stellt im Zittauer Fischhaus aus

Kunst im öffentlichen Raum ist der Auftakt für das Projekt „entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft“ und wird gestaltet von den Städtischen Museen Zittau mit dem Kooperationspartner Hillersche Villa – Soziokultur im Dreiländerreck.
Seit Mai sind für rund vier Monate die Schaufenster des ehemaligen Fischhauses (Innere Weberstraße 36) belebt. Im Mittelpunkt der Kunstaktion steht Venezuela, im Besonderen die in Zittau lebenden Venezolaner und die Künstlergruppe „La Junta“ (deutsch: die Vereinigung) aus der venezolanischen Stadt Maracaibo.
Diese Schaufensterausstellung zeigt Arbeiten venezolanischer KünstlerInnen und Aktivisten, die sich auf verschiedene Weisen mit der Krise ihres Landes auseinandersetzen. 2019 gründete sich die Künstlergruppe „La Junta“ (dt. Die Versammlung), um gemeinsam künstlerisch auf sozial-politische Missstände hinzuweisen.
In den ausgestellten Werken setzen sich die KünstlerInnen mit der politischen, wirtschaftlichen und humanitären Krise im eigenen Land auseinander. Alle Werke stehen nur als digitale Reproduktion zur Verfügung, da ein Versand aus dem südamerikanischen Land nicht möglich war.

Am Freitag, den 16.8., 11.30 Uhr waren die Kuratorin der Ausstellung, Franziska Pohl, und einer der Künstler vor Ort, um das Anliegen des Projekts, insbesondere die Schaufensterausstellung, zu erklären

Zittau-live war vor Ort dabei

Ab dem 30.9.2019 sind die Kunstwerke des Projekts wieder ausgestellt.

 

Kontakt:
E-Mail: entkommen@zittau.de

Projektmitarbeiter:

Annett Hellwig
a.hellwig@hillerschevilla.de

Bartholomäus Nowak
b.nowak@hillerschevilla.de

Katrin Bielmeier: Kuratorische Projektassistenz im Museum
k.bielmeier@zittau.de

Daniela Schüler: Öffentlichkeitsarbeit
d.schueler@zittau.de

Wissenschaftliche Mitarbeiter
Dr. Lars-Arne Dannenberg
Dr. Matthias Donath

Städtische Museen Zittau

Klosterstraße 3
02763 Zittau

Telefon: +49 3583 55479-0
Telefax: +49 3583 55479-210
E-Mail: museum@zittau.de